Hannover:Angeklagter im Jenisa-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt

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  • Nach drei Verhandlungswochen hat das Landgericht Hannover sein Urteil im Fall Jenisa verkündet: Lebenslange Haft für den Angeklagten.
  • Der Verurteilte hatte die Nichte seiner Lebensgefährtin im September 2007 missbraucht und ermordet.
  • Schon damals hatten ihn die Ermittler in Verdacht, mangels Beweisen mussten sie ihn aber wieder freilassen.

Landgericht Hannover verkündet Urteil im Fall Jenisa

Acht Jahre lang musste Jenisas Familie auf diesen Tag warten. Das Landgericht Hannover hat den Mörder ihrer Tochter zu lebenslanger Haft verurteilt. Der ehemalige Lebensgefährte von Jenisas Tante hatte die damals Achtjährige 2007 sexuell missbraucht und getötet.

Mit ihrem Urteil sind die Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt. "Das war Mord", sagte der Staatsanwalt am Donnerstag und sprach von einem "kaltblütigen" Verbrechen. "Die Tat geschah einfach nur, um dem verhassten Schwager Leid zuzufügen."

Zuvor hatte das Gericht erklärt, dass es das Geständnis des Angeklagten für glaubwürdig halte. Gegenüber Mitgefangenen hatte der Angeklagte den Mord detailliert geschildert. Die Häftlinge konnten neben dem späteren Fundort des verschwundenen Mädchen Details benennen, die nur der Täter und die Polizei wissen könne, so die Einschätzung der Richter.

Die Anwälte der Familie als Nebenkläger verlangten zusätzlich zu der lebenslangen Haft die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie eine Sicherungsverwahrung nach Ende der Haft. Jenisa sei wie ein Hund erschlagen worden, sagte Nebenklägeranwalt Manfred Koch. Früher wäre für eine derart menschenverachtende Tat die Todesstrafe in Betracht gekommen, fügte er hinzu.

Die Verteidigerin des Angeklagten forderte hingegen eine Einstellung des Verfahrens oder einen Freispruch. Die Indizien seien nicht ausreichend gewesen, um nachzuweisen, dass der Angeklagte der Täter ist. Nach dem abgeschlossenen ersten Verfahren hätte nicht erneut gegen den Mann ermittelt werden dürfen.

Erst ein anderer Mord brachte die Ermittler auf die richtige Spur

Jenisa war Anfang September 2007 als vermisst gemeldet worden, das Mädchen verschwand auf dem Weg zu ihrer Tante. Wenige Tage später fand man ihre Kleidung an einer Autobahn.

Der nun verurteilte Mann war bereits kurz nach der Tat in Verdacht geraten. Bei der Vernehmung verstrickte er sich in Widersprüche, auch ein Alibi konnte er nicht vorweisen. Trotzdem reichten die Beweise gegen ihn nicht aus.

Erst sieben Jahre später führte ein anderer Mord die Ermittler wieder auf die richtige Spur. Im März 2014 verschwand im westfälischen Herford der damals fünfjährige Dano. Eben jener Mann, der auch Jenisa getötet hat, wurde dafür zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Angeklagte ist nun also schon zum zweiten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Am Strafmaß ändert das aber nichts.

Im Gefängnis erschlichen sich Mitgefangene das Vertrauen des Angeklagten. Ihnen soll der Mann von den Morden an Dano und Jenisa erzählt und präzise geschildert haben, wo er das tote Mädchen versteckt hatte. Die Häftlinge informierten die Justiz, danach wurde das Skelett von Jenisa in Wunstorf bei Hannover entdeckt.

Als Türke fühlte er sich von den Roma-Verwandten seiner Partnerin gedemütigt

Was trieb den Verurteilten an? Vor Gericht schwieg er, doch den Mitgefangenen gab er Einblick in seine Beweggründe. Das Verbrechen an Jenisa soll eine Strafaktion gewesen sein, weil er sich als Türke immer wieder von der aus Albanien stammenden Roma-Familie seiner damaligen Partnerin gedemütigt gefühlt habe. Auch Dano hat er demnach aus Rache getötet, weil er ebenfalls zur Volksgruppe der albanischen Roma gehörte.

© SZ.de/dpa/jly - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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