Hameln:Streit um den Sohn?

Mann schleift junge Frau hinter Auto her

Spurensicherung am Tatort: In Hamelns Innenstadt wurde eine Frau mit einem Auto fast zu Tode geschleift.

(Foto: dpa)

Ein Mann schleift seine Ex-Partnerin mit dem Auto durch Hameln. Die Polizei vermutet, Motiv könne ein Streit um den gemeinsamen Sohn gewesen sein. Das Kind saß mit im Auto.

Noch immer steht Hameln unter dem Schock eines grausamen Verbrechens. Am Sonntagabend hatte ein Mann seine frühere Lebensgefährtin mit einem Auto durch die Innenstadt geschleift. Bevor der 38-Jährige sie mit einem Seil an die Anhängerkupplung band, habe er der 28-Jährigen durch Messerstiche "erhebliche Verletzungen" beigebracht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag. Das Opfer liegt seither im künstlichen Koma; der Tatverdächtige sitze wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Er äußerte sich in Vernehmungen bisher nicht. Ein Verbrechen, bei dem jemand einen Menschen "dermaßen brutal" behandelt, sei ihm in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit nicht bekannt geworden, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge.

Mögliches Motiv ist nach Angabe der Staatsanwaltschaft ein Sorgerechtsstreit. Nach Auseinandersetzungen soll die Frau vor einiger Zeit allein mit ihrem Kind nach Hameln gezogen sein. Das Wochenende habe der Junge bei seinem Vater verbracht; während der brutalen Tat habe er offenbar mit im Auto gesessen. Der Zweijährige habe sich auf der Rückbank befunden, als sich der Vater unmittelbar nach der Tat auf einem Polizeirevier gestellt habe, sagte ein Sprecher der Hamelner Polizei. Daher sei zu vermuten, dass der Junge die ganze Zeit über dabei gewesen sei. Er befindet sich jetzt in der Obhut des Jugendamts.

Laut Ermittlungsstand hatte der 38-Jährige seine frühere Lebensgefährtin mit dem Auto und bei hohem Tempo 250 Meter durch Hameln geschleift. Als sich in einer Kurve das Seil löste, wurde die Frau auf den Gehweg geschleudert, wo sie mit schwersten Verletzungen liegen blieb. Wenige Tage zuvor hatte die Frau ihren Exfreund wegen Bedrohung angezeigt, teilte die Polizei mit. Polizisten hätten daraufhin eine "Gefährderansprache" vorgenommen. Weitere Handhabe hätten sie aber nicht gehabt; außerdem habe sich der Mann "einsichtig" gezeigt.

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland widersprach derweil Berichten, wonach Täter und Opfer Kurden seien. Diese gehörten zu einem arabischen "Clan" aus Libanon und der Türkei, der unter dem Namen "Mhallami-Kurden" auftrete, aber kein Teil der kurdischen Gemeinschaft sei. Unabhängig davon dürfe eine Tat "nicht mit kulturellem Rabatt im Strafmaß gemildert werden", erklärte der Vizevorsitzende Mehmet Tanriverdi. "Wer keine Achtung vor seinen Mitmenschen und dem Grundgesetz hat, hat auch keinen Platz in der Mitte der Gesellschaft." Behörden müssten energischer gegen derartige Clans vorgehen.

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