Niedersachsen:Sohn muss Gewalttat in Hameln miterleben

  • Eine junge Frau ist mit einem Seil um den Hals an ein Auto gebunden und durch Hameln geschleift worden. Die 28-Jährige liegt im künstlichen Koma.
  • Der mutmaßliche Täter hat sich unmittelbar nach der Tat auf einer Polizeiwache gestellt. Es handelt sich um den 38-Jährigen Vater ihres gemeinsamen Kindes.
  • Der Junge saß bei der Tat mit im Auto.

Eine junge Frau, die am Sonntagabend in Hameln einem schweren Verbrechen zum Opfer gefallen ist, befindet sich noch immer in Lebensgefahr. Ihr früherer Freund, ein 38-Jähriger aus Bad Münder, hatte ihr ein fingerdickes Seil um den Hals gebunden und das andere Ende an der Anhängerkupplung eines Autos befestigt. Dann fuhr er nach Angaben der Polizei los und schleifte die 28-Jährige etwa 250 Meter weit durch die Hamelner Innenstadt - bis sich das Seil während der Fahrt vom Auto löste.

Am Montag bestätigten Polizei und Staatsanwaltschaft, dass es sich um eine Beziehungstat handelte: "Täter und Opfer waren früher einmal in einer Beziehung. Das ist aber schon längere Zeit her." Jetzt kommt heraus: Der zwei Jahre alte Sohn des ehemaligen Paares musste die Tat miterleben. Er saß nach Angaben der Ermittler mit im Auto.

Unmittelbar nach dem Vorfall hatte sich der mutmaßliche Täter bei einer Polizeiwache ganz in der Nähe des Tatorts gestellt, sich bei der Vernehmung aber nicht zu Motiv und Hintergründen eingelassen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes gegen den Mann erlassen.

Die Frau blieb nach der Tat schwerverletzt auf dem Gehweg liegen. Passanten riefen den Notarzt. Nach einer Notoperation kam sie mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik nach Hannover. Ihr Zustand sei weiter kritisch, so ein Polizeisprecher. Seinen Angaben zufolge liegt die junge Frau im künstlichen Koma und schwebt in Lebensgefahr.

Hamelns Stadtsprecher: "Hier sind alle erschüttert"

Das Motiv gibt der Staatsanwaltschaft weiter Rätsel auf. Der Mann habe vor dem Richter keine Aussage gemacht, so der Sprecher. Es sei bekannt, dass es nach der Trennung zwischen ihm und seiner Ex-Freundin häufig Streitigkeiten gegeben habe. Diese seien aber in keiner Weise so ausufernd gewesen, dass eine derartige Tat absehbar gewesen wäre.

Opfer und Täter sollen der Polizei zufolge deutsche Staatsangehörige kurdischer Abstammung gewesen sein. Die Polizei habe aus Angst vor möglichen Racheakten nach der Tat "Schutzmaßnahmen" ergriffen, so Polizeisprecher Petersen. Bislang habe es aber keine Vorfälle gegeben.

Hamelns Stadtsprecher Thomas Wahmes zeigte sich betroffen: "Es ist unvorstellbar, mit welcher Brutalität und Menschenverachtung diese Tat ausgeführt wurde. Hier sind alle erschüttert."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: