Hameln:Exfrau in Hameln hinter Auto hergeschleift - 39-Jähriger gesteht Tat

Polizei - Spurensicherung

In der Königstraße in der Hamelner Innenstadt hat sich im vergangenen November die Gewalttat ereignet.

(Foto: dpa)
  • Vor dem Landgericht Hannover hat der Prozess gegen den 39-jährigen Nurettin B. wegen versuchten Mordes und Bedrohung begonnen.
  • Er soll im November seine Exfrau mit einem Seil an sein Auto gebunden und durch die Hamelner Innenstadt geschleift haben.
  • Die 28-jährige Kader K. überlebte die Gewalttat schwer verletzt.

Es war ein Sonntagabend, Ende November, als Nurettin B. wie jedes Wochenende seinen damals zweijährigen Sohn zu seiner Exfrau zurückbrachte. An der Wohnungstür der 28-Jährigen in der Hamelner Königstraße kam es gegen 18 Uhr zu einem heftigen Streit. Nurettin B. soll daraufhin mit der stumpfen Seite einer Axt auf seine Exfrau eingeschlagen und sie mit einem Messer niedergestochen haben. Anschließend soll er sie mit einem Seil um den Hals an sein Auto gebunden und mit hoher Geschwindigkeit durch mehrere Straße geschleift haben, bis sich der Strick nach etwa 200 Meter löste. Kader K. überlebte schwer verletzt.

Vor dem Landgericht Hannover muss sich Nurettin B. nun wegen versuchten Mordes und Bedrohung verantworten. Zu Beginn des Prozesses ließ er durch seinen Verteidiger erklären, er habe auf grausame Weise versucht, die Frau zu töten. Ihm tue unendlich leid, was er ihr und dem gemeinsamen Sohn angetan habe. In seiner Einlassung beteuerte der 39-Jährige, die Tat sei nicht geplant gewesen. Seile und Axt habe er wegen Gartenarbeiten im Auto gelagert.

Mehrere Zeugen hatten den Gewaltexzess im November beobachtet. Im Auto saß der zweijährige gemeinsame Sohn. Kurze Zeit nach der Tat stellte sich Nurettin B. der Polizei. Kader K. blieb schwer verletzt auf dem Gehweg liegen, Passanten riefen den Notarzt. Ein Messerstich hatte ihren Herzmuskel gestreift, zudem erlitt sie bei dem Martyrium eine offene Schädelfraktur. Nach einer Notoperation lag die 28-Jährige wochenlang im künstlichen Koma. Nach Angaben ihres Anwalts leidet Kader K. bis heute erheblich unter der Tat.

Opfer sagt vor Gericht aus: "Ich bin kein Sklave"

Zum Prozessauftakt wird auch sie ausführlich als Zeugin vernommen. Kader K. trägt im Gerichtssaal ein Kopftuch, weil eine Kappe im Gerichtssaal nicht erlaubt ist und sie die Stellen am Kopf, an denen keine Haare mehr wachsen, nicht zeigen möchte. An den Tattag kann sie sich nicht erinnern, auch sonst hat sie Erinnerungslücken. Sie nennt ihren Ex-Partner nur "den Täter".

Nurettin B. und Kader K. sind beide deutsche Staatsangehörige mit kurdischer Abstammung. Ihre Ehe nach islamischem Recht war von ihren Familien arrangiert worden. Schon während der Beziehung der beiden soll der Mann gewalttätig geworden sein. Im Dorf Eimbeckhausen bei Bad Münder habe er sie angespuckt, beleidigt und geschlagen, sie durfte kein Handy haben und schließlich keine Verwandten mehr besuchen. "Ich bin kein Sklave", habe sie ihm gesagt. Nachdem er die schwangere Kader K. in den Bauch getreten hatte, trennte sich die Frau von ihm und zog zu ihrer Mutter nach Hameln.

Das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn teilte sich das frühere Ehepaar. Das Kind verbrachte die Wochenenden beim Vater. Es soll immer wieder zu Streitereien gekommen sein. Nur wenige Tage vor der Tat hatte Kader K. ihren Exmann wegen Bedrohung angezeigt. Die Polizei hatte daraufhin eine sogenannte Gefährderansprache vorgenommen, bei der sich der Mann den Beamten zufolge "einsichtig" zeigte.

Für den Prozess sind drei Verhandlungstage angesetzt. Am 31. Mai könnte das Urteil gesprochen werden.

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