Hamburger Findelkind:Fall Marie bei "Aktenzeichen XY"

Seit in Hamburg ein Säugling in einem Koffer ausgesetzt wurde, sucht die Polizei nach Hinweisen. Nun soll eine TV-Sendung Hinweise im Fall Marie liefern.

Die Hamburger Polizei sucht nun bundesweite Aufmerksamkeit im Fall des in einem Koffer abgelegten Findelbabys Marie. Die Fahndung ist kurzfristig in die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ... Ungelöst am Mittwochabend aufgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher.

Bahnhof Hamburg-Dammtor

Die kleine Marie wurde am Hamburger Dammtor-Bahnhof ausgesetzt. Noch in dieser Woche soll sie aus dem Krankenhaus in eine Pflegefamilie kommen.

(Foto: DPA)

Das Baby war in der vergangenen Woche nahe des Dammtor-Bahnhofs in einem Rollkoffer ausgesetzt worden. Mediziner im Kinderkrankenhaus Altona gaben dem kleinen Mädchen den Namen Marie.

Von dem TV-Format verspricht sich die Polizei mehr und vor allem gezieltere Tipps auf die Identität der Eltern des Säuglings. Bislang seien die Hinweise aus der Hamburger Bevölkerung gering, sagte der Sprecher. Es fehle weiterhin eine heiße Spur. Eine Sprecherin von Aktenzeichen XY ... Ungelöst sagte, dass die Redaktion bis zum Nachmittag entscheide, ob der Fall in die Sendung komme. Die Chancen seien aber groß.

Die Polizei hatte am Montag Bilder einer Überwachungskamera veröffentlicht, auf denen ein Mann zu sehen ist, der den Koffer abgelegt haben könnte. Zudem haben die Ermittler Videosequenzen veröffentlicht, auf denen der Gesuchte zu sehen ist.

Der Mann verließ den Bahnhof Dammtor am vergangenen Dienstag um 15.01 Uhr und nutzte den Ausgang in Richtung Messehallen. Er hat kurze, schwarze Haare und war mit einer schwarzer Hose und einem schwarzem Kurzmantel bekleidet. Er trug einen schwarzen Koffer der Marke Omica.

In einem solchen Gepäckstück war das Findelbaby am Abend des 4. Januar von einem Pförtner nahe dem Congress Center Hamburg (CCH) im Stadtteil St. Pauli entdeckt worden.

Ein rätselhafter Koffer

Der Fall ist mysteriös. So ist etwa der Koffer, den der Gesuchte trägt, größer als der Koffer, in dem Marie ausgesetzt wurde. Nur die Farbe und der Hersteller Omica stimmen überein. "Wir gehen davon aus, dass es sich um ein Kofferset handelt, bei dem die Koffer unterschiedlicher Größen ineinanderpassen", sagte der Polizeisprecher.

Die Polizei vermutet, dass Marie bei der Videoaufnahme am Bahnhof bereits in dem kleinen, später entdeckten Koffer lag und dieser sich wiederum in dem größeren des Sets befand. Somit hätte der größere Koffer als Schallschutz gegen Schreie des Neugeborenen dienen können. Auf einem Foto ist zu sehen, dass der Reißverschluss geöffnet ist.

Allerdings schränkt die Polizei ein: Auch wenn ein Anfangsverdacht gegen den Gesuchten besteht, könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Mann nichts mit dem Aussetzen des Babys zu tun hat.

Marie könnte adoptiert werden

Das Kind steht derzeit unter amtlicher Vormundschaft. Noch in dieser Woche soll Marie aus dem Krankenhaus in eine Pflegefamilie kommen, die das Mädchen nach einer gewissen Frist auch adoptieren kann, sagte ein Sprecher der Stadt. Etwa 40 Familien kommen als neue Eltern für Marie infrage.

Dem Sprecher zufolge entwickelt sich das Kind "super". Das Mädchen wog bei der Aufnahme in das Altonaer Kinderkrankenhaus 2200 Gramm und war 45 Zentimetern groß.

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