Hamburg:Mann stirbt beim Zahnarzt

Arztpraxis

So wichtig wie gefürchtet: Zahnärztliche Instrumente in einer Praxis.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Tödliches Ende einer Wurzelbehandlung. Ein 18-jähriger Patient wacht nicht mehr aus der Narkose auf. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen den Anästhesisten eingeleitet.

Von Werner Bartens, München/Hamburg

Ein 18-jähriger Patient hat am vergangenen Freitag die Behandlung in einer Hamburger Zahnarztpraxis nicht überlebt, wie jetzt bekannt wurde. Bei dem jungen Mann stand eine aufwendige Wurzelbehandlung an, für die mehrere Stunden vorgesehen waren. Zur Betäubung wünschte sich der Patient offenbar ausdrücklich eine Vollnarkose. Diese Form der Anästhesie ist auch bei größeren zahnärztlichen Eingriffen ungewöhnlich, üblicherweise erfolgen sie in örtlicher Betäubung und die wird gegebenenfalls aufgefrischt, wenn die Schmerzdämpfung im Verlauf des Eingriffs nachlassen sollte.

Bei dem 18-Jährigen kam es während der Wurzelbehandlung zu Komplikationen. Er wurde daraufhin direkt aus der Praxis in eine Hamburger Klinik gebracht. Die Obduktion der Leiche hat nun ein vorläufiges Ergebnis gebracht: Der Tod sei hochwahrscheinlich in Folge eines Herzversagens eingetreten, das durch eine Vorerkrankung des Organs sowie durch die Belastungen der mehrstündigen Operation verursacht worden sei, berichtete der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Weitere medizinische Untersuchungen unter anderem des Gewebes folgten.

Bereits in der Praxis hatte der Patient offenbar einen Herzstillstand erlitten. Dort und während des Transports in die Klinik sei mehrfach vergeblich versucht worden, ihn zu reanimieren. Im Krankenhaus konnte nur noch der Tod des Mannes festgestellt werden.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen den behandelnden Anästhesisten eingeleitet, es bestehe der Anfangsverdacht auf fahrlässige Tötung. Die zur Narkose verwendeten Geräte sind beschlagnahmt worden und werden von Experten begutachtet.

Narkosezwischenfälle sind äußerst selten, die routinemäßige Betäubung in der Klinik gilt als sehr sicher. Trotzdem kann es bei unerkannten Vorerkrankungen, Herzfehlern und Unverträglichkeiten zu Komplikationen kommen - auch wenn die Ärzte alles richtig gemacht haben. Dabei gilt: Mit einer Vollnarkose sind zumeist mehr Risiken verbunden als bei örtlicher Betäubung. In der Klinik und durchgeführt von einem erfahrenen Team sind Narkosen zumeist sicherer, als wenn gelegentlich in einer Praxis eine Vollnarkose ansteht.

Seit ihrer Erfindung im 19. Jahrhundert und den ersten Experimenten mit Lachgas sind Narkosen immer sicherer geworden. Mittlerweile liegt das Risiko für einen gesunden Menschen, im Rahmen einer Vollnarkose ums Leben zu kommen, bei ungefähr 1:200 000. Vor 50 Jahren war die Wahrscheinlichkeit noch dreimal so hoch. Mit zunehmendem Alter und Begleiterkrankungen steigt das Risiko allerdings an.

Aber auch die Angst vor dem Zahnarzt kann groteske Ausmaße annehmen. Das als "Oralphobie" bezeichnete Phänomen lässt manche Menschen den Besuch beim Dentisten verweigern oder gefährlich lange hinauszögern.

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