Großeinsatz in Österreich:Polizei durchsucht Grundstück von mutmaßlichem Wilderer

Austria shooter kills three police officers, ambulance driver

Die Polizei hat die Zufahrtsstraßen rund um den Bauernhof, auf dem sich der Täter verschanzt hält, weiträumig abgesperrt.

(Foto: dpa)

Ein Mann hat auf seiner nächtlichen Flucht drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen. Jetzt hält er sich offenbar auf einem Bauernhof in Niederösterreich verschanzt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat inzwischen begonnen, das Gelände zu durchsuchen. Gesichert werden die Einsatzkräfte dabei von Panzern des Heeres.

Die österreichische Polizei hat am Dienstagabend mit der Stürmung des Bauernhofs begonnen, in dem sich der vermutlich für vier Tote verantwortliche Jäger verschanzt. Die Beamten seien in dem Haus im niederösterreichischen Bezirk Melk und führten eine "gesicherte Durchsuchung" durch, bestätigte ein Polizeisprecher. Ob der mutmaßliche Täter noch am Leben ist und sich noch in dem Haus befindet, war zunächst unklar.

Hunderte Polizeibeamte hatten den Tag über das Haus umlagert, aus dem der schwer bewaffnete Mann mehrmals schoss. Seit dem späten Nachmittag habe es kein Lebenszeichen mehr von ihm gegeben haben, so der Sprecher. Das bisher letzte sei ein einzelner Schuss gewesen.

Wie die österreichische Kronen-Zeitung berichtet seien vor der Durchsuchung durch die Polizei drei gepanzerte Fahrzeuge des Bundesheeres auf dem Bauernhof vorgefahren. Die zwei Schützen- und ein Pionierpanzer aus der Kaserne Melk würden eingesetzt, weil sie den besten Schutz bei der Annäherung boten, betonten demnach die Einsatzkräfte. Es handle sich um eine "sicherheitspolizeiliche Assistenzleistung", am Polizeieinsatz selbst seien keine Soldaten beteiligt

Der mutmaßliche Wilderer hatte auf der Flucht vor der Polizei seit der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und einen Sanitäter erschossen. Zunächst tötete er zwei der Beamten und den Sanitäter, dann verschanzte er sich mit dem vierten Mann als Geisel auf einem Bauernhof bei Großpriel im Bezirk Melk in Niederösterreich. Der Polizist, der als Geisel festgehalten worden war, ist inzwischen ebenfalls tot aufgefunden worden.

Der Schütze soll nach Angaben österreichischer Medien legal mehrere Waffen besitzen. Bisher sei er nie polizeilich auffällig gewesen, erklärte die Polizei. Einem Nachbarn zufolge heißt er Alois H. Er habe stets den Eindruck eines unbescholtenen und netten Mannes gemacht. Der Mittfünfziger sei zudem ein hervorragender Jäger. Bei dem Bauernhof handle es sich um das Wohnhaus des Mannes.

Es gibt zudem das Gerücht, der Mann habe damit gedoht, das Haus anzuzünden. Berichte, dass auch die Kinder des Geiselnehmers auf dem Bauernhof seien, träfen nicht zu, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager. Ein Spezialeinsatzkommando ist vor Ort, das Haus ist abgesperrt. Ein Kriseninterventionsteam ist eingetroffen. Die Kontaktaufnahme gestalte sich aber laut Polizeiangaben schwierig. Dem Sprecher des Verteidigungsministeriums zufolge wurde ein Schützenpanzer des Bundesheeres angefordert, damit sich die Polizisten geschützt dem Bauernhaus nähern könnten.

Der Polizeisprecher bezeichnete die Situation laut dem Nachrichtenportal der Kronen Zeitung als "extrem schrecklich und höchst explosiv". Es handle sich um "mehrere Taten". Nach Berichten österreichischer Medien gilt der Täter als Waffennarr, der auch Handgranaten besitzen soll. Da der Mann sehr gefährliche Langfeuerwaffen besitze, habe man das Gebiet um das Haus weiträumig absperren müssen, sagte Baumschlager. Diese Waffen sollen auch schusssichere Westen durchdringen. Der Täter habe auch aus dem Haus heraus immer wieder geschossen.

Laut ORF hatte die Polizei den Mann schon seit Längerem wegen Wilderei im Visier. Aus dem österreichischen Innenministerium hieß es: "Nach mehreren Jahren Wilderei wurde in der Nacht zum 17. September 2013 ein Verdächtiger von Polizisten in einem Wald bei Annaberg angehalten."

Das Aufeinandertreffen von Einsatzkräften und dem Wilderer, 60 Kilometer vom Wohnort des Täters entfernt im Bezirk Lilienfeld, sei dann schnell eskaliert. Der Verdächtige erschoss nach bisherigem Ermittlungsstand zwei Polizisten, verletzte zwei weitere und feuerte auch auf einen Rettungswagen, der nach den ersten Schüssen zum Hilfseinsatz ausgerückt war. Ein Sanitäter kam dabei ums Leben. Der Beamte, den der Schütze zunächst als Geisel genommen hatte, wurde später ebenfalls tot aufgefunden.

Der Standard berichtet, dass seit Jahren im Bezirk Lilienfeld Rotwild gewildert wird, das Landeskriminalamt Niederösterreich richtete sogar eine Sonderkommission ein. "Die toten Hirsche lagen immer in Straßennähe, oft auf einer Wiese", sagte Bezirksjägermeister Martin Schacherl. Der oder die Wilderer nahmen immer nur die Häupter der erlegten Hirsche mit. Die Kadaver ließen sie an Ort und Stelle liegen, so Schacherl weiter. Das Motiv bleibt rätselhaft: "Manche glaubten an Racheakte an der Jägerschaft, andere hielten eher die Lust am Töten für die Ursache", sagte der Bezirksjägermeister.

Österreich reagierte erschüttert auf die Tat: Das österreichische Parlament gedachte der Opfern in einer Schweigeminute. Das Bundesland Niederösterreich ordnete Trauerbeflaggung an. "Mein volles Mitgefühl und meine tief empfundene Anteilnahme gilt in diesen Stunden den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen der zu Tode gekommenen Einsatzkräfte", sagte Bundeskanzler Werner Faymann. Auch Politiker aller anderen Parteien zeigten sich betroffen.

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