Großbritannien:Trump, die Queen und eine goldene Kutsche

Der US-Präsident soll beim Besuch der Queen auf eine Kutschfahrt drängen. Seinem Vorgänger Obama war das zu riskant.

Als die konservative britische Premierministern Theresa May Donald Trump im Februar eine Einladung der Queen übermittelte, geriet London in helle Aufregung. Knapp zwei Millionen Menschen unterzeichneten eine Petition, um ihr Staatsoberhaupt vor Trump zu schützen, die Opposition sprach von einem "furchtbaren Fehler".

Trump hingegen ficht das nicht. Schon seine Mutter hatte Queen Elisabeth II. bewundert - nun kann er die Queen besuchen. Der Mann mit der Vorliebe für Glanz und Gold poche zudem auf eine Kutschfahrt, berichtet die britische Times. Der Buckingham-Palast und ein Regierungssprecher gaben vorerst keine Stellungnahme dazu ab. Geplant ist die Visite offenbar für die zweite Oktoberwoche.

Albtraum für Sicherheitschefs

Wem ein solcher Staatsbesuch zusteht, entscheidet in erster Linie die britische Regierung. Frühere US-Präsidenten wurden oft erst Jahre nach ihrem Amtsantritt mit dem vollen Pomp des Königshauses empfangen. Zum Staatsempfang gehört neben der Kutsch-Prozession auf Londons Paradestraße The Mall auch ein Staatsbankett im Buckingham-Palast. Jährlich gibt es nach Angaben des Königshauses ein bis drei Visiten dieser Art. Russlands Wladimir Putin wurde etwa diese Ehre zu teil, aber auch Chinas Staatschef Xi Jinping oder Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto.

Für jene, die für die Sicherheit der Politiker verantwortlich sind, kann die Tour in der Kutsche zum Albtraum werden. Trumps Vorgänger Barack Obama verzichtete daher auf die Fahrt und stieg stattdessen in sein mit gepanzertes Fahrzeug, genannt The Beast, dem eine Stärke von 1000 PS nachgesagt wird.

Trump würde sich bei seiner Fahrt in der Kutsche mit sechs PS zufrieden geben, sofern er - wie andere Staatsgäste zuletzt auch - die sechsspännige Kutsche nutzen würde, die die Queen vor wenigen Jahren aus Australien bekam. Ursprünglich sollte das Fuhrwerk zum 80. Geburtstag geliefert werden, am Ende kam es mit vielen Jahren Verspätung in London an - passend zum 60-jährigen Thronjubiläum. Darum heißt sie nun Staatskutsche zum Diamantenen Jubiläum. Konzipiert und gebaut wurde sie in knapp zehn Jahren von Jim Frecklington und 50 Kollegen in Australien. Zwischendurch galt sie gar mal als verschollen.

Auf den Fahrten in der Kutsche gibt es jenseits des politischen Geschäfts viel zu erzählen, denn für den Bau wurden mehr als 100 historische Fragmente verwendet. Artefakte der Kathedrale von Canterbury finden sich genauso wie Devotionalien aus 10 Downing Street und der Antarktis-Station von Ernest Shackleton. Sogar eine Kugel aus der Schlacht von Waterloo wurde eingearbeitet und das Dach ziert eine Krone, für die Eiche von der HMS Victory verwendet wurde - dem Schiff von Admiral Nelson. Heutigen Ansprüchen genügt die Kutsche trotzdem: Sie verfügt über eine Aluminium-Karosserie, hydrauliche Dämpfer, elektrische Fensterheber und eine Heizung.

Natürlich hat die Queen noch weitere Kutschen - etwa die achtspännige Goldene Staatskutsche, die seit der Krönung von King George IV genutzt wird. Sie gilt aber als extrem unbequem, Queen Victoria klagte einst über ein "unangenehmes Vibrieren".

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