Schlosswärter in Großbritannien:Royales Revöltchen

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Rumstehen geht in Ordnung, aber gedolmetscht wird nicht mehr: Windsor-Wärterin mit Blumenstrauß.

(Foto: Adrian Dennis/AFP)
  • 52 Wärter von Schloss Windsor beklagen sich über ihr mageres Gehalt und wollen deshalb streiken.
  • Von Ende April an wollen sie keine Extradienste mehr erbringen und zum Beispiel auf Führungen oder Dolmetscher-Dienste verzichten.
  • Die Touristenattraktion Schloss Windsor, die nicht im persönlichen Besitz von Königin Elisabeth II. ist, erbrachte im letzten Jahr Einnahmen in Höhe von 28 Millionen Euro.

Von Björn Finke, London

Arbeiten, wohin andere Ausflüge machen. Wo die Queen mehrere Wochen im Jahr verbringt. Und wo Staatsgäste dinieren, manchmal sogar übernachten. Das klingt nach einem tollen Job. Und doch sind die Wärter auf Schloss Windsor sauer. Sie klagen über magere Gehälter und unbezahlte Extradienste in der ältesten bewohnten Burg der Welt. Nun wollen sie streiken - es ist der erste Arbeitskampf, den die Monarchin ausfechten muss.

Wobei die 76 Wärter nicht direkt beim Royal Household angestellt sind, der Verwaltung des britischen Königshauses, sondern beim Royal Collection Trust, einer Stiftung, die sich um die Kunstsammlung und öffentlich zugänglichen Schlösser der Monarchie kümmert. Die Unzufriedenen bedienen nicht Elizabeth II., sondern stehen am Eingang oder in den schicken Räumen der Burg 40 Kilometer westlich von London; dort helfen sie Touristen und schauen, dass diese nichts beschädigen.

Die Gewerkschaft PCS gab am Mittwoch etwas verklausuliert bekannt, dass sich an einer Abstimmung 82 Prozent der 76 Wärter beteiligt und 84 Prozent von ihnen für den Arbeitskampf votiert hätten. Wer diese Übung in Prozentrechnung löst, kommt zum Schluss, dass 52 Beschäftigte Ihrer Majestät den Gehorsam verweigern.

Die Wärter werden nicht die Arbeit niederlegen, aber von Ende des Monats an keine unbezahlten Sonderaufgaben mehr übernehmen, etwa Führungen leiten oder übersetzen und dolmetschen. Die Gewerkschaft klagt, das Management habe sein Versprechen gebrochen. Bei Tarifverhandlungen im Vorjahr sei ein "unbefriedigendes Angebot" nur akzeptiert worden unter der Voraussetzung, dass der Royal Collection Trust in diesem Jahr Zulagen für besondere Dienste einführt. Das sei nicht geschehen, sagen die Vertreter der Wärter. Dabei verdienten diese "loyalen Mitarbeiter" der Monarchie nach Jahren des Sparens ohnehin wenig - Berufseinsteiger kassieren nur 20 000 Euro jährlich.

1,3 Millionen Besucher brachten 28 Millionen Euro Einnahmen

Eine Sprecherin des Royal Collection Trust sagte, das Ergebnis der Abstimmung sei "enttäuschend". Besuchern der Burg würde das aber keine Einschränkungen bescheren. Sie betonte, der Trust zwinge die Wärter nicht, Touren zu leiten oder mit ihren Fremdsprachenkenntnissen auszuhelfen. Das machten die Beschäftigten freiwillig.

Die Burg ist einer der größten Touristenmagneten des Landes, 1,3 Millionen Besucher brachten dem Royal Collection Trust zuletzt 28 Millionen Euro Einnahmen. Das Geld fließt in den Unterhalt der Royal Collection, der prächtigen königlichen Kunstsammlung. Diese Sammlung gehört Elizabeth II. nicht persönlich, genauso wenig wie ihr Buckingham Palace oder Windsor Castle gehören. Und das, obwohl die Queen ja aus dem Hause Windsor stammt, ihr Taufname ist Elizabeth Alexandra Mary Windsor.

Den Vorwurf, schlecht zu bezahlen, weist der Royal Collection Trust zurück: Die Entlohnung sei höher als in der Region üblich, außerdem kämen die Angestellten in den Genuss einer Betriebsrente und eines kostenlosen Mittagessens.

Das scheint den Wärtern jedoch nicht mehr zu reichen.

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