Großbritannien:1, 2 oder 3

Handout photo of Britain's Prince William and his family; Handout photo of Britain's Prince William and his family

William posiert im Herbst 2015 mit Kate, George und Charlotte für ein Familienfoto. Schon auf dem nächsten könnte er die Hände voll zu tun haben.

(Foto: Reuters)

Prinz William und Herzogin Kate erwarten ein Geschwisterchen für George und Charlotte - und alle jubeln. Aber was bedeutet die Nachricht überhaupt für das ungeborene Baby? Ein Blick in die Statistiken über Drittkinder.

Von Laura Hertreiter

Wenn die Queen "entzückt" ist, die Premierministerin von "fantastischen Neuigkeiten" spricht und der Kensington-Palast offiziell mit Brechreiz befasst ist, kann das nur eines heißen: Ein royales Baby ist unterwegs. Prinz William und seine Frau Catherine seien "hocherfreut", mitteilen zu dürfen, dass die Herzogin ihr drittes Kind erwarte, teilte das britische Königshaus am Montag mit. Allerdings leide die Mutter wie in den vorangegangenen Schwangerschaften an morgendlicher Übelkeit.

Von Letzterem mal abgesehen, ist das genau die fantastische, hocherfreuliche, entzückende Nachricht, die das Land vor dem Brexit gebrauchen kann. Briten und Royalisten überall auf der Welt hat sie sofort in freudige Erwartung versetzt, und man muss schon ein sehr zynischer Vieltwitterer sein, um sich daran zu stören.

Der begeisterungsfähige Boulevard freut sich bereits seit dem Ende von Kates Schwangerschaft Nummer zwei auf diesen Moment. Das Portal Übermedien hat anlässlich des Deutschlandbesuches von William und Kate im Juli die Titelblätter Dutzender deutscher Klatschblätter zusammengestellt, die dem Paar in den vergangenen zwei Jahren noch mal Nachwuchs angedichtet hatten. Demnach hätte Kate heute 74 Babys. Nun also ist es endlich wirklich so weit. Um im Fachjargon zu bleiben: Hurra! Aber was bedeutet das eigentlich für den namentlich und geschlechtlich noch nicht näher definierten Nachwuchs?

Das Baby wird nach George, 4, und Charlotte, 2, das dritte Kind der Royals sein. Ein Drittkind. Entwicklungspsychologen gehen davon aus, dass die Geburtsreihenfolge von Geschwistern die Persönlichkeit neben anderen Faktoren mitprägen kann. Dass Erstgeborene eher herrisch, konformistisch, ehrgeizig und gewissenhaft seien (wer will das schon). Mittlere Kinder wüchsen zu Diplomaten heran (schon besser), und Drittgeborene (jetzt kommt's:) seien aufgeschlossener für Neues, witziger und rebellischer. Entzückend.

Generell aber haben es die Jüngsten im Leben nicht immer leichter. Zumindest wenn man Untersuchungen glauben mag, die besagen, dass sie weniger Intelligenz, Bildung und Geld abkriegen als ihre erstgeborenen Geschwister. Eine Studie aus Norwegen etwa hat ergeben, erstgeborene Männer weisen im Schnitt 2,3 IQ-Punkte mehr auf als der nächst jüngere Bruder. Und der wiederum ist intelligenter als der Drittgeborene. Auf einer Skala von Brechreiz bis Babyglück ist diese Zukunftsprognose für das Ungeborene natürlich erst mal übel.

Andererseits ist das künftige Verhältnis der drei Geschwister ja bereits durch die Thronfolge ähnlich hierarchisch geregelt: Dort wird der Nachwuchs hinter den Geschwistern auf Platz fünf landen. Wo bisher sein Onkel Harry steht, der Bruder von William, ein Zweitgeborener. Das mag für ehrgeizige Erstgeborene entmutigend klingen, aber man sollte das auch mal mit den Augen eines rebellischen Drittkindes betrachten: Die Chancen, auf dem Thron zu landen, sind minimal, das befreit doch enorm vom Erwartungsdruck.

Und die Eltern sind beim dritten Kind angeblich sowieso tiefenentspannt. In den Mütterforen dieser Welt raten sich unzählige Frauen zum Drittkind. Die seien "easy going", "total entspannt" und "laufen einfach so mit". Außerdem seien "ungerade Zahlen immer harmonischer", das sehe "irgendwie stimmiger aus". Offenbar nicht ohne Folgen: In Deutschland entscheiden sich immer mehr Menschen dafür. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2015 exakt 84 036 Babys geboren, die für die Mutter das dritte Kind waren, zwölf Prozent mehr als 2009. Die Zahl der Drittgeborenen legte damit stärker zu als die der Kinder insgesamt. Das Baby wird als Drittkind jedenfalls nicht allein sein. Gar nicht mal so übel.

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