Großbritannien:Nach altem Ritus

Die Queen kam nicht - an Königstreuen mangelte es dennoch nicht bei der Bestattung von Richard III.

Von Alexander Menden, Leicester

Man hat viel gelernt über König Richard III. in den vergangenen Tagen, zum Beispiel, dass "Sherlock"-Darsteller Benedict Cumberbatch mit ihm verwandt ist. Der Schauspieler, ein entfernter Abkömmling der Plantagenet-Dynastie, durfte also am Donnerstag bei der Umbettungszeremonie für den König in der Kathedrale von Leicester ein eigens von Staatsdichterin Carol Ann Duffy verfasstes Gedicht vortragen. Der Rest der Zeremonie wäre Richard III., dessen Skelett vor drei Jahren unter einem Parkplatz gegenüber der Kathedrale entdeckt worden war, nicht unbekannt vorgekommen: Die Liturgie lehnte sich an eine Vorlage aus dem 15. Jahrhundert an, speziell für die Wiederbestattung hochgestellter Persönlichkeiten gedacht. Die Queen war nicht selbst gekommen, hatte aber als Vertretung die Countess of Wessex geschickt; Richards Nachfahre und Erbe, der Herzog von Gloucester, behängt mit allen Orden, die an den Frack passten, las aus dem Buch Exodus. Sechs Uniformierte trugen dann den von seinem Großneffen 17. Grades Michael Ibsen geschreinerten Sarg mit Richards Gebeinen zur letzten Ruhestätte hinter dem Lettner. Nach einer Segnung durch Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury, senkten sie ihn in die mit blaugrauem Stein umrandete Grube. Und als man zum Abschluss die Nationalhymne anstimmte, haben wohl einige der 700 Menschen in der St.-Martins-Kathedrale insgeheim "God save the King" gesungen.

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