Großbrand in Marseille:Schießübung trotz Verbot

Der Einsatz von Leuchtspurmunition, die einen riesigen Flächenbrand in Südfrankreich ausgelöst hat, war illegal. Der verantwortliche Offzier wurde suspendiert.

Die Schießübung des Militärs, die am Mittwochabend am Rand der französischen Hafenstadt Marseille einen der größten Flächenbrände der vergangenen Jahre entfacht hat, war illegal.

Großbrand in Marseille: Eine illegale Schießübung löste die verheerenden Brände aus.

Eine illegale Schießübung löste die verheerenden Brände aus.

(Foto: Foto: dpa)

Ursache des Feuers war nach ersten Erkenntnissen der Einsatz sogenannter Leuchtspurmunition bei einer Schießübung. Der zuständige Zugführer einer Einheit der Fremdenlegion habe einen schweren professionellen Fehler begangenen, sagte ein Armeesprecher. Er hätte wissen müssen, dass der Einsatz von Leuchtspurmunition in der Region von Mai bis November untersagt ist. Der Offizier der Legion wurde wegen des Vorfalls vom Dienst suspendiert. Die Militärstaatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

"Skandalös"

Der Präfekt der Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur, Michel Sappin, nannte es "skandalös", dass das Militär seine Übungen ohne Rücksicht auf Gefahren der Jahreszeit fortsetze.

Der Brand habe zeitweise "tausend Häuser bedroht", sagte Marseilles Bürgermeister Jean-Claude Gaudin. Mehrere dutzend Gebäude im Osten der 800.000-Einwohnerstadt konnten die Feuerwehrleute nur um Haaresbreite retten.

Gaudin sprach mit Blick auf die Schießübungen der Legionäre von einer "unglaublichen Dummheit": Jeder wisse, dass so etwas bei 32 Grad Hitze und Wind gefährlich sei.

Eine Einheit der Fremdenlegion hatte laut Armee trotz akuter Brandgefahr auf einem Militärübungsplatz mit Sturmgewehren Leuchtspurmunition verschossen. Gegen Mittwochnachmittag war ein erster Brand entdeckt worden, der sich schnell ausbreitete. Nach Armeeangaben war der Einsatz der Leuchtspurmunition wegen der Feuergefahr ausdrücklich verboten.

"Das Feuer ist noch nicht aus"

Windböen von bis zu 70 Kilometern pro Stunde erschwerten den Kampf gegen die Flammen. Ein Feuerwehrmann erlitt leichte Verbrennungen, mehrere Menschen mussten mit Atembeschwerden im Krankenhaus behandelt werden.

Löschflugzeuge und Feuerwehrleute am Boden versuchten am Donnerstag fieberhaft, noch vorhandene Brände zu löschen. Dichte Rauchwolken hingen weiter über den Hügeln südöstlich von Marseille.

Die Lage sei "im Vergleich zum Vorabend nicht mehr Besorgnis erregend, aber das Feuer ist noch nicht aus", sagte ein Feuerwehrsprecher. Bis zur vollständigen Löschung bestehe die Gefahr, dass sich der Brand erneut ausbreite.

Brände in Spanien

In Spanien kam unterdessen ein fünfter Feuerwehrmann im Kampf gegen Waldbrände ums Leben, als sein Löschfahrzeug in Aragon im Nordosten des Landes in eine Schlucht stürzte.

Am Dienstag waren bereits vier Feuerwehrleute bei Löscharbeiten in Südspanien nach einem plötzlichen Windwechsel getötet worden. Wind erschwerte am Donnerstag die Löscharbeiten. Bisher wurden insgesamt 9000 Hektar von den Flammen zerstört. Im Bezirk Aragon loderten noch sechs Brandherde. Auch im Süden Kataloniens waren die Brände noch nicht unter Kontrolle.

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