Mit seiner Frau Clare war Harris Wofford 48 Jahre lang glücklich verheiratet - dann starb sie 1996 an Leukämie. Nun hat der frühere US-Senator angekündigt, im Alter von 90 Jahren noch einmal zu heiraten. Einen 50 Jahre jüngeren Mann.
"Finding Love Again, This Time With a Man" (Noch einmal Liebe finden, diesmal zu einem Mann) ist sein Gastbeitrag in der New York Times überschrieben. Darin äußert sich Wofford ausführlich zu seiner ersten Ehe und zu seiner Verbindung mit Matthew Charlton, den er vor mittlerweile 15 Jahren an einem Strand in Fort Lauderdale in Florida kennenlernte.
"Clare und ich verliebten uns, als wir versuchten, während des Zweiten Weltkriegs die Welt zu retten", beschreibt Wofford, was am Anfang der von gegenseitiger Unterstützung und liebevoller Kritik getragenen Beziehung stand. Das Paar bekam zwei Söhne und eine Tochter.
Als Clare starb, war Wofford fast 70 Jahre alt. "Ich nahm an, ich sei zu alt, um eine neue Liebe zu suchen oder zu erwarten", schreibt der Demokrat Wofford, der in seiner politischen Karriere unter anderem Präsident John F. Kennedy und den schwarzen Bürgerrechtler und Prediger Martin Luther King Jr. beriet und von 1991 bis 1995 den Bundesstaat Pennsylvania im Senat vertrat.
Dann lernte er einige Jahre später den deutlich jüngeren Matthew Charlton kennen. Die Reaktionen auf ihre Verbindung seien unterschiedlich. Für einige sei sie "ganz natürlich, für andere kommt sie als seltsame Überraschung", doch die meisten sähen bald die Stärke ihrer gegenseitigen Gefühle.
Glück der Supreme-Court-Entscheidung
Wofford kritisiert, dass die Gesellschaft die Menschen allzu oft in Schubladen presse - "hetero, schwul oder dazwischen". Er selbst kategorisiere sich jedoch nicht nach dem Geschlecht derjenigen, die er liebe. Matthew sei ganz anders als Clare. Doch in beiden Fällen sei "die gleiche Kraft der Liebe am Werk".
Glück hatte der Ex-Senator jedoch auch hinsichtlich der gesellschaftlich-politischen Entwicklung, wie er schreibt. Es sei richtig, die Konzeption der Ehe auf alle Amerikaner auszudehnen, die sich liebten. Mit 90 Jahren habe er das Glück, dass der Supreme Court das gestärkt habe, was Präsident Barack Obama die "Würde der Ehe" nenne, dass nämlich Ehe nicht auf sexuellen Präferenzen basiere, sondern allein auf Liebe. Das Oberste Gericht der USA hatte gleichgeschlechtliche Ehen im vergangenen Jahr überall im Land für zulässig erklärt.
An all dies denke er, während er und Matthew sich auf ihre Hochzeit vorbereiteten, schreibt Wofford: "Am 30. April, im Alter von 90 und 40 Jahren, werden wir uns die Hände reichen und uns das Jawort geben."
Jahrzehnte währende Ehe: Clare und Harris Wofford im Jahr 1992, vier Jahre vor ihrem Tod
(Foto: AP)