Glamorama:... und zum Zweiten

ARD Hosts Blue Hour Reception

Ursula Karven, 51, wurde mit Fernsehfilmen bekannt, bevor sie sich zur Yoga-Lehrerin der Nation verbog.

(Foto: Christian Marquardt/Getty Images)

Manche Berühmtheiten starten kuriose zweite und gar dritte Karrieren. Die frühere Schauspielerin Ursula Karven schreckt dabei nicht einmal vor Pferden zurück.

Von Martin Wittmann

Die Krux einer zweiten Karriere ist, dass sie eine erste voraussetzt. Vielen Menschen bleibt eine glorreiche Rückkehr ins Rampenlicht verwehrt, nur weil sie in diesem noch nie standen. Umso glücklicher dürfen sich jene schätzen, die tatsächlich erst in der einen Disziplin erfolgreich sind und dann noch mal in einer anderen. Viele Models etwa werden in ihren Dreißigern Schauspielerinnen; viele Fußballer werden in ihren Vierzigern Kommentatoren; viele Politiker werden im Alter redlich. Manch zweiter Frühling gestaltet sich derart ruhmreich, dass er den ersten fast vergessen lässt. Man erinnere sich an Hape Kerkeling, 51, erst Entertainer, dann Autor, oder an Heidi Klum, 43, erst Model, heute eine Art Modelatorin.

Aktuell ist der ehemalige Boxweltmeister Nikolai Walujew, 42, zu nennen. Das Multitalent durchlief bereits eine zweite Karriere als Politiker, nun haut er sogar noch einen raus: Künftig führt er durch die russische Version vom "Sandmännchen", was eine Sensation ist, auch wenn man den Fernseher dort hochkant stellen muss, um den 2,13 Meter großen Moderator vollständig zu sehen. Als Sportler wird Walujew bald vergessen sein, auch als Politiker wird er nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Aber als verbeulter Riese aus dem Abendprogramm wird er den jungen Zuschauern auf ewig im Gedächtnis bleiben und von dort nur mit gehörigem Therapieaufwand zu vertreiben sein.

Tobias Schlegl, 38, hingegen war lange genug Moderator, demnächst will er als Notfallsanitäter arbeiten. Ähnlich geht es Uwe Ochsenknecht, 60. Der Schauspieler sagte, er könne sich gut vorstellen, als Heilpraktiker zu arbeiten. Das kann man sich wirklich vorstellen. Aber nicht gut.

Seine Kollegin Ursula Karven, 51, wurde mit Fernsehfilmen bekannt, bevor sie sich zur Yoga-Lehrerin verbog. Heute kann sie weder das eine noch das andere richtig machen. Das ist keine Kritik, sondern die Diagnose ihres Anwalts, wie Medien in den USA berichten. Dort wurde Frau Karven vergangenen Sommer bei Dreharbeiten vom Pferd abgeworfen und verletzt. Den Part, den die ungeübte Reiterin Karven damals spielen sollte, war der einer geübten Reiterin. Diesen Widerspruch mag das Fernsehpublikum verkraften können, nicht aber das Niederländische Warmblut "Dior". Weil es beim Dreh trotzig wurde, bekam das Tier ein Medikament verabreicht. Das Pferd reagierte auf das Beruhigungsmittel mit Unruhe, ein Widerspruch, den wiederum Ursula Karven nicht zu verkraften wusste. Nach ihrem Sturz lobte sie auf Facebook sogleich ihre trainierte Nackenmuskulatur: "Ich kann es Euch nur noch mal ans Herz legen: Yoga! Yoga! Yoga!" Gut, andere Stimmen würden vor so einem Dreh eher zu "Reitunterricht! Reitunterricht! Reitunterricht!" raten. Sei's drum, vielleicht bekommt sie ja so viel Geld zugesprochen, dass ihr und den Diors dieser Welt eine Fortsetzung ihrer Schauspielkarriere erspart bleibt. Brüche im Lebenslauf, das sagen auch Personalberater, müssen der Karriere nicht unbedingt schaden.

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