Glamorama:Tiger und Gemeinheiten

Glamorama: Zum Glück nur von hinten: Elton Johns Söhne Elijah, 3 (li.), und Zachary, 5.

Zum Glück nur von hinten: Elton Johns Söhne Elijah, 3 (li.), und Zachary, 5.

(Foto: Twitter)

Kühe haben es im Vergleich zu den Kindern sogenannter Promis leichter: Erstens müssen sie keine albernen Kleider tragen; zweitens verpixelt Google manchmal ihre Köpfe.

Von Michael Neudecker

Kühe schämen sich ihrer Nacktheit nicht, das müssen sie auch gar nicht, viele von ihnen tragen formschöne Flecken am Körper, die ihre Nacktheit kaschieren. Die Nacktheit der Kuh ist freilich kein Phänomen, das der Menschheit erst in Kalenderwoche 37 des Jahres 2016 aufgefallen ist, aber es gab in dieser Sache nun einen neuen Dreh, wie wir Journalisten sagen. Der Guardian berichtete, dass Google die Privatsphäre von Kühen sehr ernst nehme, und zeigte amüsiert ein Foto, das von Google Street View in der Nähe von Cambridge in England aufgenommen wurde: eine grasende Kuh (schwarz, keine Flecken), deren Gesicht verpixelt wurde. Dazu das Foto eines Internet-Witzboldes, auf dem eine Kuh einen absurd großen Schlafanzug trägt, ergo: Wenn Kühe sich angemessen kleideten, wäre Google nicht gezwungen, ihre Gesichter zu verpixeln.

Man könnte es sich nun leicht machen und das alles als schieren Unsinn abtun; haben nicht Kleidung und Privatsphäre überhaupt nichts miteinander zu tun? Falsch. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn künftig häufiger von der Art der Kleidung auf die Privatsphäre geschlossen würde, vielmehr auf eine Verletzung derselben, und zwar vor allem dann, wenn es um Kinder von Prominenten geht. September ist vielerorts Einschulmonat, weshalb dieser Tage immer wieder und überall Fotos von prominenten Schulkindern auftauchen, die einem gnadenlos vor Augen führen, welche Qualen sie wohl oft erdulden müssen.

Kinder sind wie ein Spiegel, Kleider machen Leute, aber Kinderkleider machen manchmal Kopfschütteln. Der sehr blonde Amadeus Becker, sechsjähriger Sohn von Boris Becker, trägt zum Beispiel ein wimbledongrasgrünes Jackett mit weißem Hemd und Krawatte; der dreijährige Klay, Sohn des klobigen englischen Fußballers Wayne Rooney, trägt kurze Hosen mit Kniestrümpfen, einen grauen V-Pullover mit zugeknöpftem gelben Poloshirt darunter und auf dem Kopf eine Kappe in Tchibo-Anmutung. Besonders übel erwischt hat es den monegassischen Prinzen Jacques, 1, zu sehen mit weißer Jeans (weißer Jeans!) und knallrotem Poloshirt, darauf ein Tigermotiv, das sogar das Lacoste-Krokodil in den Schatten stellt. Für die Söhne von Elton John, Zachary, 5, und Elijah, 3, ist es immerhin von Vorteil, dass sie lediglich von hinten zu sehen sind, sodass man ihre Gesichter nicht erkennen kann (wobei man die Mimik eines Fünf- und eines Dreijährigen mit Business-Kleidung und schwarzer Aktentasche gerne sehen würde) - alle anderen aber: frontal und unverpixelt.

Die Jacques und Klays dieser Welt wachsen märchenhaft auf, ja, und das ist nun die eigentliche Tragik. Sie können nichts dafür, dass sie keine englischen Kühe sind.

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