Glamorama:Privatsachen

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Auf Herbert Grönemeyers Hochzeit tanzten angeblich 200 Gäste - nur die Bunte nicht.

(Foto: dpa)

Herbert Grönemeyer hat geheiratet - und weder die "Bunte" noch die "Bild" durften dabei sein. Wie überaus böse! So etwas mögen Boulevard-Blätter gar nicht.

Von David Pfeifer

Herbert Grönemeyer hat wieder geheiratet. Wer den Mann mal erlebt hat, weiß, dass er ein begnadeter Geschichtenerzähler ist, eine Macht am Piano. Er kann sogar ganz gut zuhören - eine Qualität, die Frauen zu schätzen wissen, vor allem wenn sie bei erfolgreichen Männern nicht am Ego erstickt ist. Mit anderen Worten: Seine Frau, von der man nicht sehr viel weiß, hätte es schlechter erwischen können. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Laut Bunte waren etwa 200 Gäste anwesend - allerdings nicht die Bunte selber. Das mögen Boulevardblätter nicht, deren Kerngeschäft es ist, über Privates von Prominenten zu berichten. Aber Not macht erfinderisch.

Am Donnerstag zierte eine Fotomontage zur Hochzeit den Titel der Bunte. Grönemeyer war auch auf Bild zu sehen. Die Zeitung hatte ebenfalls kaum Informationen, außer, dass die Frau deutlich jünger sei als er. Ansonsten wurde im Bild-Artikel gekohlruscht: "Herbert Grönemeyer (60) hat die Frau gefunden, mit der er durch den Rest seines Lebens tanzen möchte" stand dort zu lesen.

"Kohlruschen" ist ein Fachverb, das von Medienschaffenden verwendet wird, wenn einem Prominenten Emotionen angedichtet werden. Im Grunde wie bei Fantasy, wo Drachen und Zauberformeln glaubhaft in eine Handlung gewoben werden müssen, damit man der Sache folgt, obwohl man weiß, dass es sich um das handelt, was Bayern so schön einen "Schmarrn" nennen.

Das Verb geht auf Eva Kohlrusch zurück, die sich durch ihre jahrelange Tätigkeit bei Bunte selber Prominenz erschrieben hat. Kohlruschs Spezialität: Gedanken, Gefühle und Motive in Promi-Porträts zu injizieren, die aus einer dünnen eine saftige Geschichte machen sollen. Ansonsten ist von Eva Kohlrusch nicht sehr viel bekannt, außer dass sie Gartenbücher schreibt. Oder, wollte man es kohlruschen: Wenn Eva Kohlrusch sich ausgelaugt fühlt, vielleicht auch leer, sucht sie Trost bei den Blumen. Deren Farben und ihre Fähigkeit zur Selbsterneuerung haben der Autorin schon oft die Kraft gegeben, die richtigen Worte zu finden.

Die Bild hat also versucht zu kohlruschen, und in der Bunten wiederum griff Patricia Riekel in die Tasten - die Chefin selbst. Wenn sie in einigen Wochen in Pension geht, wird sie die am längsten amtierende Chefredakteurin des Blattes gewesen sein. Auch dafür an dieser Stelle: herzlichen Glückwunsch.

Etwas verschnupft schrieb Riekel, dass Herbert Grönemeyer sich zwar die Seele aus dem Leib singe, aber nichts von sich preisgeben möchte. Sie verwies auch darauf, dass Grönemeyer den Tod seiner ersten Frau in Songtexten verarbeitet habe, die viele Menschen berührt hätten: "Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet." So als entstehe durch Grönemeyers Appell an die Gefühle seiner Fans eine Verpflichtung für ihn, absolut alle Gefühle zu teilen, nicht nur mit seinen Freunden, sondern auch mit der Öffentlichkeit. Das ist insofern ulkig, als sich nach dieser Logik beispielsweise Bud Spencer ab und zu mit seinen Fans prügeln müsste, weil er ja durch Fresse-Voll-Filme berühmt wurde.

Da fragt man sich, welchen Teil des Begriffs Show-Geschäft ausgerechnet die Bunte nicht verstanden hat. Selbstverständlich hat Grönemeyer, wie jeder gute Künstler, seine Gefühle ausgebeutet, um Emotionen beim Publikum zu erzeugen. Es ist eben Show. Andere Künstler zaubern Kaninchen aus dem Hut - Grönemeyer Tränen oder ein Lächeln auf das Gesicht seiner Fans. Nur nicht auf das Gesicht von Patricia Riekel. Vor zwei Jahren musste Herbert Grönemeyer sich schon mal gegen einen Paparazzo zur Wehr setzen, der ihn mit seiner heutigen Frau und seinem Sohn abgeschossen hatte. Er hat die nachfolgenden Prozesse gewonnen. Auch diesmal wurden rechtliche Schritte eingeleitet. Wie er den Bunte-Titel findet? Man weiß es nicht. Aber man könnte seine Antwort, wie die Bunte, aus seinen Songtexten ableiten: "Was soll das?"

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