Glätte und Tauwetter in Deutschland:Zu Hause bleiben!

Während Berlin und Brandenburg noch die Unfälle zählen, legt neues Blitzeis den Osten Bayerns lahm. Andernorts lässt das Tauwetter die Flüsse über die Ufer treten.

Eisglatte Straßen haben am Freitag insbesondere im Osten Bayerns den zweiten Tag in Folge für zahlreiche Behinderungen gesorgt. Die niederbayerische Polizei appellierte an alle Verkehrsteilnehmer - vom Lkw-Fahrer bis zum Fußgänger - wenn möglich zumindest bis Mittag zu Hause zu bleiben. Insbesondere Gehwege, Radwege und Durchfahrten seien "spiegelglatt", mahnte das Polizeipräsidium in Straubing.

Glätte und Tauwetter in Deutschland: Ein Fußgänger wagt sich vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufs Eis. In der Hauptstadt kam es am Donnerstag zu fast 500 Unfällen.

Ein Fußgänger wagt sich vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufs Eis. In der Hauptstadt kam es am Donnerstag zu fast 500 Unfällen.

(Foto: AP)

Da die Gehwege teilweise nicht begehbar seien, nutzten Fußgänger bisweilen die Fahrbahnen, warnten die Ordungshüter und riefen motorisierte Verkehrsteilnehmer zu besonderer Vorsicht auf.

Bereits ab Donnerstagnachmittag hatte Eisregen zu starken Verkehrsbeeinträchtigungen gesorgt. In der Nacht wurden mindestens 30 Verkehrsunfälle gemeldet, bei denen fünf Menschen leicht verletzt wurden. Zudem blieben zahlreiche Fahrzeuge auf den glatten Straßen liegen - darunter auch Einsatzfahrzeuge des Winterdienstes.

Auch in der Oberpfalz gerieten in der Nacht zahlreiche Autofahrer ins Rutschen. Dabei wurden zwei Menschen verletzt. Zudem blieben Fahrzeuge liegen, Bäume stürzten um. Im Stadtgebiet von Regensburg war es am Morgen so glatt, dass die Stadtbusse in ihren Depots bleiben mussten.

Tauwetter lässt Fluss-Pegel steigen

In Oberfranken sorgte nach dem Glatteis am Dreikönigstag das rasch einsetzende Tauwetter mit Regen für gefährliche Wasserflächen auf den Straßen. Vor allem auf Nebenstrecken erhöhte sich die Gefahr von Aquaplaning, warnte die Polizei. Aufgrund des vielen Schnees an den Straßenrändern könne das Schmelzwasser nicht abfließen. Auch viele Gullys könnten das Wasser nicht mehr aufnehmen, hieß es. In höheren Lagen drohte sich das Schmelzwasser in überfrierende Nässe zu verwandeln.

Nördlich der Donau hat das Tauwetter bereits zu Hochwasser geführt. Wie der Hochwassernachrichtendienst des Bayerischen Landesamts für Umwelt am Freitag in Augsburg mitteilte, traten im Maingebiet in Unterfranken und im westlichen Mittelfranken Flüsse und Bäche über die Ufer. Dabei wurden land- und fortwirtschaftliche Flächen überflutet. Ähnlich gestaltete sich die Lage den Angaben nach an den Oberläufen der nördlichen Donauzuflüsse Wörnitz und Altmühl.

Auch in Hessen sind die Pegel der Flüsse bereits bedrohlich gestiegen. In Ost- und Südhessen wurden am Freitag ufernahe Grundstücke und Straßen überschwemmt, wie das Landesamt für Umwelt und Geologie mitteilte. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach gab eine entsprechende Unwetterwarnung heraus. Ein Sprecher sagte: "Die Temperatur steigt weiter an, so dass sich das teils unwetterartige Tauwetter fortsetzt." Zudem erwarten die Meteorologen weiter starke Niederschläge - vor allem in Südhessen. Der Main und die Lahn traten jedoch zunächst noch nicht über die Ufer.

Im Osten Deutschlands trieb Blitzeis bereits am Donnerstag die Zahl der Unfälle drastisch nach oben: Allein in Brandenburg gab es insgesamt 382 Unfälle, wie das Lagezentrum am Freitag in Potsdam mitteilte. Normal seien an einem Werktag etwa 200 bis 250. Allerdings verliefen die meisten Kollisionen glimpflich, es gab nur 31 Verletzte. Der plötzlich einsetzende Regen hatte am Vormittag mit Beginn des Berufsverkehrs Fahrbahnen und Gehwege in wahre Eisbahnen verwandelt. Das Tauwetter hält laut Deutschem Wetterdienst (DWD) auch in den nächsten Tagen an.

Blitzeis-Bilanz in Berlin

Auch die Berliner Polizei hat nach dem Blitzeis vom Donnerstag Bilanz gezogen: Von Mitternacht bis 18.00 Uhr gab es 479 Unfälle. Das seien deutlich mehr als sonst, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Aber die Zahl der Verletzten war mit sieben gering, es blieb sonst bei Blechschäden. Wegen des gefrierenden Regens hatte die Feuerwehr am Donnerstag den Ausnahmezustand ausgerufen. Sie musste ebenfalls häufiger als normal helfend eingreifen und Gestürzte in Krankenhäuser bringen. Auf dem Flughafen Tegel wurden Flüge gestrichen, die Buslinie 117 und die U1 der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) konnten kurzzeitig nicht fahren.

Das Berliner S-Bahn-Chaos an diesem Freitag ist Thema eines Krisentreffens beim brandenburgischen Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) in Potsdam. Dazu werden rund 20 Bürgermeister aus Kommunen mit Haltestellen im Umland der Bundeshauptstadt erwartet. Einige Tage waren beispielsweise Hennigsdorf (Oberhavel) und Strausberg Nord (Märkisch-Oderland) vom Streckennetz abgeschnitten, weil viele Bahnwagen wegen Störungen durch Eis und Schnee in die Werkstätten mussten. Seit Donnerstag rollen dort wieder die rotgelben Züge. In der etwa zweistündigen Runde wollen die Bürgermeister gemeinsam mit Vogelsänger mögliche Lösungen der Probleme erörtern.

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