Gift-Serie auf Berliner Weihnachtsmärkten:K.O.-Tropfen im Schnaps?

Lesezeit: 2 min

Eine mysteriöse Gift-Serie schreckt Berlin auf: Weihnachtsmarktbesucher wird Schnaps angeboten, anschließend wird ihnen übel. Der Täter ist als Weihnachtsmann verkleidet. Doch ist es wirklich nur einer?

Nach den Fällen auf den Berliner Märkten am Breitscheid- und Alexanderplatz sowie auf dem "Nostalgischen Weihnachtsmarkt" am Opernpalais wurde am Samstagabend eine 15-Jährige auf dem Weihnachtsmarkt am Einkaufszentrum Alexa vergiftet. Sie hatte einen Schnaps aus einem Pappbecher getrunken, den ihr ein Mann angeboten hatte und sich danach übergeben müssen, wie ein Polizeisprecher am Sonntag sagte. Ob es sich um denselben Täter handelte, ist aber noch unklar. Laut Polizei war das Mädchen mit einer Freundin unterwegs, als ein Unbekannter im Weihnachtsmannkostüm ihnen zwei Pappbecher gab und sie zum Trinken aufforderte.

Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt (Foto: dpa)

Während die Freundin verzichtete, nahm die 15-Jährige zwei oder drei Schlucke. Anschließend litt sie unter Übelkeit und musste sich auf dem Heimweg mehrfach übergeben. Als sie zu Hause ihrem Freund von dem Vorfall erzählte, alarmierte dieser den Angaben zufolge die Polizei. Im Gegensatz zu seiner Freundin hatte er von den Fällen in den vergangenen Woche gehört. Im Krankenhaus wurde das Mädchen untersucht. Nach Angaben des Polizeisprechers stellten die Ärzte fest, dass dem Alkohol "etwas beigemischt" war. Um welche Substanz es sich handelte, sei noch unklar.

Vorgehen unterscheidet sich von den bisherigen Fällen

Ebenso ungewiss sei, ob es sich um den gleichen Mann handelte, der in der vergangenen Woche auf den Weihnachtsmärkten sein Unwesen trieb, fügte der Sprecher hinzu. Bei den bisherigen Fällen sei der vergiftete Schnaps nicht in Pappbechern, sondern in kleinen Fläschchen angeboten worden. Außerdem war der Verdächtige bislang nicht als Weihnachtsmann verkleidet aufgetreten. Auch habe er den Mädchen auf dem Weihnachtsmarkt am Alexa auch nicht - wie bei den ersten Fällen - von der Geburt seiner Tochter erzählt. Wegen des Kostüms habe das jüngste Opfer keine detaillierte Personenbeschreibung abgegeben können, sagte der Sprecher.

Die anderen vergifteten Personen hatten einstimmig von einem etwa 1,80 Meter großen Mann berichtet, der kurze dunkelblonde Haare haben und Hochdeutsch sprechen soll. Ein Pärchen, das auf dem Markt am Opernpalais vergiftet wurde, berichtete zudem von einem dunklen Rucksack und beschrieb das Gesicht des Mannes als rundlich. Bislang fehlt von ihm jede Spur.

Möglicherweise wurde Liquid Ecstasy beigemischt

Möglicherweise wurde dem Schnaps Liquid Ecstasy beigemischt. Diese sogenannten K.O.-Tropfen können schon bei geringer Überdosierung und insbesondere in Kombination mit Alkohol zu Vergiftungserscheinungen führen. Bislang traten bei den Opfern Übelkeit, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen auf. Zwei junge Frauen fielen in Ohnmacht. Die Polizei wollte bislang nicht bestätigen, dass den Schnäpsen die Droge beigemischt war. Ein Sprecher verwies auf laufende Laboruntersuchungen.

Ergebnisse sollen frühestens am Montag vorliegen. Die Berliner ließen sich den Besuch der Weihnachtsmärkte durch die Ereignisse offensichtlich trotzdem nicht verderben. "Die Leute lassen sich nicht abschrecken", sagte der Veranstalter des Markts auf dem Alexanderplatz, Arnold Bergmann, am Sonntag. Die Vorfälle seien bei Besuchern und Standbetreibern zwar Thema, ergänzte er. Panik herrsche aber keine. Einen Rückgang der Besucherzahlen habe er nicht registriert. Dies gelte auch für den Markt am Breitscheidplatz, sagte dessen Sprecher Christian Wagner.

© dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: