Gewaltverbrechen in Charlottenburg:Priester der französischsprachigen Gemeinde in Berlin getötet

Pfarrer tot im Büro gefunden

Unweit des Pfarrbüros in Berlin haben Trauernde Kerzen und Blumen abgestellt.

(Foto: dpa)
  • Zeugen hören Donnerstagabend, wie sich in einem Pfarrbüro in Charlottenburg zwei Männer lautstark streiten.
  • Als die Polizei dort eintrifft, findet sie die Leiche des Priesters der katholisch-französischsprachigen Gemeinde.
  • Ein Tatverdächtiger ist dem Haftrichter inzwischen vorgeführt worden.

Es ist Donnerstagabend, die Chorprobe ist gerade zu Ende. Alain Florent G. bereitet sich in seinem Berliner Büro auf die Freitagsmesse vor.

Der 54-Jährige ist seit sieben Jahren Priester in der katholischen französischsprachigen Gemeinde, der "Paroisse Catholique Francophone". Von den Gläubigen wird er dort nur: "Papa Alain" genannt.

Was ist passiert?

Das Büro der Pfarrgemeinde befindet sich in der Schillerstraße im Stadtteil Charlottenburg. Der Pfarrer ist dort an diesem Abend nicht allein. Ein 26-jähriger Mann aus Kamerun soll bei ihm gewesen sein. Gegen 23 Uhr alarmieren Zeugen die Polizei. Sie berichten von einem lautstarken Streit. Zwei Männer würden sich in dem Altbau auf Französisch anschreien. Wenig später finden die Beamten eine Leiche. Sie bestätigen: Der Tote ist Papa Alain.

Der Täter ist zwischenzeitlich geflüchtet. Ein Verdächtiger wird einen Tag später versteckt auf dem Dachboden eines Wohnhauses in einem angrenzenden Stadtteil gefunden. Am Samstagmorgen wird der 26-Jährige aus Kamerun dem Haftrichter vorgeführt.

Lokalmedien berichten, dass der Geistliche mit einem Gegenstand aus dem Pfarrbüro erstochen worden sein soll. Die Ermittler äußern sich dazu bislang nicht. Auch über die Hintergründe des Streits sagt die Polizei nichts oder darüber, ob die beiden Männer miteinander bekannt waren.

Unterdessen ist die Trauer in der Gemeinde groß

Am Freitagnachmittag versammelten sich Angehörige der Gemeinde vor dem Büro, um des Paters zu gedenken. Papa Alain wurde 1963 in der Republik Kongo geboren, dort begann er seine Ausbildung. Später arbeitete er als Pfarrer in anderen afrikanischen Ländern und in Frankreich. 2009 kam er in die Gemeinde nach Berlin. Freitags und sonntags hielt er Gottesdienste in der Sankt-Thomas-von-Aquin-Kirche, gleich neben dem Pfarrbüro. Außerdem arbeitete er als Seelsorger. Das Erzbistum Berlin schrieb in einer Erklärung: "Wir beten für ihn im Glauben an die Auferstehung." Sonntag soll ein Gedenkgottesdienst für den toten Priester stattfinden.

Die "Paroisse Catholique Francophone" gibt es in Berlin seit 1945. Anfangs war sie eine Militärpfarrei für französische Soldaten im besetzen Berlin. Seit 1994 ist sie Anlaufstelle für alle französischsprachigen und katholischen Christen in Berlin und Umgebung und untersteht dem Berliner Erzbistum. Nach Angaben der Gemeinde leben in der Hauptstadt 10 000 Franzosen sowie einige Tausend französischsprachige Ausländer aus der ganzen Welt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: