Gewalt gegen Frauen:Inderin wirft Polizisten Gruppenvergewaltigung vor

Sie habe sich geweigert, Schmiergeld zu zahlen und sei deshalb von vier Polizisten vergewaltigt worden: Eine Inderin hat sich mit schweren Vorwürfen an die Medien gewandt. Es ist nicht der einzige Vergewaltigungsfall, der in dem Land zurzeit für Empörung sorgt.

Eine Inderin aus dem Bundesstaat Uttar Pradesh wirft vier Polizisten vor, sie vergewaltigt zu haben. Die Aussagen der Frau wurden an diesem Donnerstag veröffentlicht, die Tat ereignete sich demnach bereits am Montag auf einer Polizeiwache im Bezirk Hamirpur.

Sie sei vergewaltigt worden, nachdem sie sich geweigert habe, für die Freilassung ihres inhaftierten Mannes Schmiergeld zu zahlen, sagte die Frau dem Fernsehsender IBN. Sie habe auf der Polizeiwache gewartet. Gegen 23.30 Uhr habe der Unterinspektor sie in sein Dienstzimmer geholt. Dort sei sie von den vier Männern vergewaltigt worden.

Polizeisprecher Virendra Kumar Shekhar sagte, die üblichen Prozeduren würden eingehalten, "die Schuldigen werden bestraft". Gegen die vier Beamten wurden Ermittlungen eingeleitet.

Erst am Mittwoch wurde im Bundesstaat Uttar Pradesh, in dem etwa 200 Millionen Einwohner leben, eine 45-jährige Frau erhängt an einem Baum gefunden. Nach Angaben ihrer Familie wurde sie vergewaltigt und ermordet. Zu der Tat werden im Moment fünf Verdächtige befragt.

Alle 22 Minuten eine Vergewaltigung

Im Mai hatte der Fall zweier Mädchen für Empörung gesorgt. Die Kinder im Alter von zwölf und 14 Jahren waren von mehreren Männern vergewaltigt und an einem Mango-Baum erhängt worden. Der neue indische Regierungschef Narendra Modi hatte daraufhin die Politiker im Land zu gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen aufgefordert. In einer Rede im Parlament warnte er davor, das Thema Vergewaltigung politisch zu instrumentalisieren. Das hieße, "mit der Würde der Frauen zu spielen", sagte Modi. Erst vor wenigen Tagen hatte ein ranghoher Parteifreund Modis Vergewaltigung als etwas, das "nicht absichtlich" passiere, bagatellisiert.

Im Dezember 2012 hatte die tödliche Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin in Neu Delhi Massenproteste gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Seitdem wurden die Strafen für Vergewaltiger zwar verschärft - auf Vergewaltigung mit Todesfolge steht nun die Todesstrafe. Frauenrechtsaktivisten zufolge werden Sexualverbrechen jedoch in vielen Fällen bis heute nicht geahndet.

Nach Angaben der Regierung wird in Indien alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt. Aktivisten gehen aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, da die Opfer sexueller Gewalt aus Angst vor ihrer gesellschaftlichen Ächtung häufig schweigen würden.

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