Getötete Volleyballspielerin:Honorarstreit offenbar Motiv für Mord an Visser

Volleballspielerin Ingrid Visser und ihr Freund Lodewijk Severein

Tragisches Ende einer Fahndung: Ingrid Visser und Lodewijk Severein.

(Foto: dpa)

Die niederländische Volleyballspielerin Ingrid Visser und ihr Lebensgefährte fielen offenbar rumänischen Auftragsmördern in die Hände. Eine Spur führt zum Ex-Sportdirektor von Vissers ehemaligem Verein. Grund könnte ein Streit um ausstehende Honorare gewesen sein.

Von Thomas Urban, Madrid

Ein Streit um ausstehende Honorare war offenbar der Grund für die Ermordung der niederländischen Volleyballspielerin Ingrid Visser und ihres Lebensgefährten Lodewijk Severein, des früheren Managers der Nationalmannschaft. Nach zweiwöchiger Suche wurden nach Angaben der Polizei nun die zerstückelten Leichen beider in einer Zitronenplantage unweit der südostspanischen Großstadt Murcia ausgegraben. Unter dringendem Tatverdacht wurden der 36-jährige frühere Sportdirektor und Schatzmeister des Volleyballvereins CAV Murcia sowie zwei Rumänen festgenommen, die den Auftragsmord ausgeführt haben sollen.

Das Verschwinden der 1,91 Meter großen Rekordnationalspielerin, die bei ihren Landsleuten überaus populär war, hatte nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Spanien Aufsehen erregt. Sie sprach gut Spanisch und hatte insgesamt acht Jahre in spanischen Vereinen gespielt, zuletzt von 2009 bis 2011 in Murcia.

Die 35-Jährige und der 22 Jahre ältere Severein hatten Angehörigen vor ihrer Abreise nach Spanien erklärt, sie wollten eine Klinik für künstliche Befruchtung aufsuchen. Als sie später nicht in die Niederlande zurückkehrten, ergaben Anrufe in der Klinik, dass sie den Termin gar nicht wahrgenommen hatten. Wenige Tage nach der Vermisstenanzeige wurde vor einem Einkaufszentrum ihr Mietwagen gefunden.

Schon zuvor waren Familienmitglieder nach Murcia geflogen und hatten die örtlichen Medien alarmiert. Bei der Polizei gingen daraufhin mehrere Hinweise ein, die zum Volleyballklub führten. Bald stellte sich heraus, dass das Paar sich mit dem früheren Manager des Klubs zweimal in einem Haus bei Murcia getroffen hatte. Das zweite Treffen endete offenbar mit der Mordtat. Dem Polizeibericht zufolge wurde Severein gefoltert, ihm wurden der Unterkiefer gebrochen sowie mehrere Zähne gezogen. Nach Presseberichten steckt der CAV Murcia in großen finanziellen Schwierigkeiten, seitdem der Hauptsponsor, ein Immobilienunternehmer, sich wegen eigener Probleme zurückgezogen hat. Die jetzigen Spielerinnen warten zum Teil seit Monaten auf ihre Honorare. Ingrid Visser sei insofern ein "Opfer des Platzens der spanischen Immobilienblase" geworden, hieß es in einem Kommentar.

Die Polizei wies Spekulationen zurück, die Ermordung des Paares stehe in Zusammenhang mit dem Schmuggel von Dopingmitteln oder Drogen. Dafür gebe es keine Anhaltspunkte. Den Berichten zufolge hat die Polizei in dem Haus, auf das sie durch Hinweise aus der Bevölkerung aufmerksam gemacht wurde, Blutspuren entdeckt. Einer der Verdächtigen habe die Ermittler dann zu dem Zitronenhain geführt, in dem die zerstückelten Leichen verscharrt worden seien. Mordmotiv sei wohl ein "Streit um Geschäfte". Nach Berichten der niederländischen Presse war das Paar wiederholt nach Murcia gereist, um ausstehende Honorare einzufordern.

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