Zehntausende Autofahrer im Stau
Die Schiersteiner Brücke, eine wichtige Autobahnverbindung zwischen Wiesbaden und Mainz, ist am Dienstagabend wegen Sicherheitsmängeln komplett gesperrt worden. Die Entscheidung kam so überraschend, dass von Mittwochmorgen an zehntausende Autofahrer auf beiden Seiten des Rheins im Stau standen. Auch Fußgänger und Radfahrer dürfen die Brücke nicht mehr benutzen. "Wir haben das Verkehrschaos hoch drei", beschrieb ein Polizeisprecher die Situation.
Hintergrund der Sperrung
Ein Brückenpfeiler auf Mainzer Seite habe sich geneigt, teilte eine Sprecherin des Landesbetriebes Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz mit. Dadurch hänge der Überbau durch und die Fahrbahn habe sich leicht gesenkt. Warum sich der Pfeiler geneigt hat, ob weitere Pfeiler betroffen sind und wie schnell das Problem gelöst werden kann, ist noch unklar.
Der betroffene Pfeiler steht auf Höhe der Anschlussstelle Mainz-Mombach. Er stützt die Vorlandbrücke in Rheinland-Pfalz, die baulich von der eigentlichen Schiersteiner Brücke über dem Rhein getrennt ist.
Brücke mindestens bis Rosenmontag gesperrt
Die Brücke bleibt noch bis mindestens Rosenmontag gesperrt. Experten gehen davon aus, dass die Ergebnisse einer ersten Untersuchung dann vorliegen. Die Sperrung könnte sich aber auch länger hinziehen, die Rede ist von mehreren Wochen.
Die vor mehr als 50 Jahren gebaute Schiersteiner Brücke ist längst marode und vielen Pendlern von den häufigen Staumeldungen im Radio bekannt. Bis heute nutzten täglich bis zu 90 000 Fahrzeuge die vier Spuren. Seit 2013 entsteht daneben ein sechsspuriger Neubau. Dieser wird jedoch erst in ein paar Jahren fertiggestellt sein.
Empfehlungen der Polizei
Die Polizei rät, das betroffene Gebiet großräumig zu umfahren. Pendler sollen möglichst auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen. Auch auf die Rhein-Fähren, die seit Mittwochmorgen zwar ebenfalls überlastet sind, die aber wegen der besonderen Umstände den Takt erhöht haben und nun häufiger übersetzen.
Reaktionen auf Brückenschaden
Der Auto Club Europa (ACE) forderte nach Bekanntwerden der Sperrung eine deutliche Aufstockung des bundesweiten Brücken-Modernisierungsprogramms. Es reiche ganz und gar nicht, wenn Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in den nächsten drei Jahren insgesamt nicht mehr als eine Milliarde Euro bereitstellen wolle, erklärte der ACE-Vorsitzende Stefan Heimlich. Um die Bauten verkehrssicher in Stand zu halten, müssten mehrere Milliarden Euro investiert werden.
Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir sagte im Hessischen Rundfunk, in Hessen seien knapp 600 Brücken sanierungsbedürftig, mehr als 700 Millionen Euro würden in diesem Jahr in die Autobahnen investiert. Erstmals werde der Schwerpunkt auf Sanierung und Erhalt liegen.
Der Vizefraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, sagte: "Die Bundesregierung fährt das Land auf Verschleiß." Die CDU-Oppositionschefin im rheinland-pfälzischen Landtag, Julia Klöckner, warf der rot-grünen Landesregierung vor, sie habe den Kollaps durch Nichtstun in Kauf genommen.
Netz spottet über #brückengau
Im Internet wurden Brückensperrung und kilometerlange Staus entsprechend der fünften Jahreszeit fröhlich aufgenommen:
Linktipps:
Auf faz.net gibt es einen Liveticker zur Brückensperrung.
Aktuelle Stauinfos gibt es unter anderem beim Hessischen Rundfunk.