Gescheiterte Einbrecher:Die Dilettanten

Gescheiterte Einbrecher: Nicht so helle: Einbrecher gelten als nicht besonders clever.

Nicht so helle: Einbrecher gelten als nicht besonders clever.

(Foto: imago stock&people)

Orientierungslos, tollpatschig, ungeschickt: Die vielen Meldungen über dilettantische Einbrüche legen den Schluss nahe, dass Kriminelle dieser Sorte nicht die hellsten sind. Selbst Hollywood kann den Leumund der Branche nicht retten.

Von Martin Wittmann

Einbrecher haben nicht den besten Ruf. Das liegt zum einen an ihrer offensichtlichen kriminellen Energie, die selbst in der kleinkriminellen Version noch recht unsympathisch wirken kann. Zum anderen liegt es aber auch oft genug am fehlenden Talent, ihr Vorhaben ordentlich und durchdacht umzusetzen (was auch den mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten sowie der immensen Drucksituation und den schlechten Lichtverhältnissen am Arbeitsplatz geschuldet sein dürfte).

Zumindest vermitteln die vielen Meldungen über dilettantische Einbrüche den Eindruck, dass diese Sorte Krimineller nicht zu der allerhellsten in der dunklen Schattenwelt der Verbrechen zählt.

Selbst "Ocean's Eleven" kann den Leumund der Branche nicht retten

Ein aktuelles Beispiel: In der Nacht zum Montag wollen drei Männer - 32, 34 und 36 Jahre alt - in Hamburg-Bramfeld in einen Lottoladen einbrechen. An der Rückfront der Ladenzeile durchtrennen sie ein Metallgitter und steigen durch ein Fenster ein. So stehen sie nun: in einem Blumenladen. Die Ermittlungen werden später ergeben, dass die Männer die Rückseiten der Geschäfte verwechselt hatten. Jedenfalls hören die Anwohner die verdächtigen Geräusche. Die gerufenen Beamten können die Verdächtigen samt Einbruchwerkzeug festnehmen.

Selbst Filme über Meister-Einsteiger wie "Ocean's Eleven" oder "Mission: Impossible" können den Leumund einer Branche nicht mehr retten, die regelmäßig Fälle wie diese zu verkraften hat. Zumal es da ja noch haarsträubendere Beispiele gibt. Eine Auswahl der vergangenen Jahre.

Mühlhausen im Juli 2014: Ein 32 Jahre alter Mann will in der Petri-Margarethen-Kirche eine Holzfigur klauen. Auf der Suche nach einem Lichtschalter löst er versehentlich das Kirchengeläut aus, wie die Thüringer Polizei später mitteilt. Den alarmierten Beamten läuft der Mann in die offenen Arme, in der Umhängetasche finden sie die Holzfigur.

München im Mai 2013: Ein Mann bricht in ein Haus ein, zieht sich aus und wäscht seine Klamotten in der Waschmaschine. Um nun nicht nackt herumzulaufen, nimmt er sich Kleidung der Hausbesitzer. So angezogen geht er in den Garten und gießt die Blumen. Eine Nachbarin sieht ihn, sie ruft die Polizei.

Wächtersbach im Juli 2013: Ein 24-Jähriger klaut bei drei Einbrüchen Schmuck, dessen Wert im fünfstelligen Bereich liegt. Als Fluchtfahrzeug nutzt er ein Fahrrad. Weil er aber mit den örtlichen Radwegen nicht vertraut ist, fragt er so oft nach dem Weg, dass die Passanten stutzig werden und die Polizei rufen. Die nimmt den Mann aus dem hessischen Gelnhausen schließlich fest.

München im Oktober 2002: Ein Einbrecher leert ein fremdes Kellerabteil. Das macht er nicht zum ersten Mal. Dieses Mal allerdings lässt der Wiederholungstäter seine Wohnungsschlüssel liegen. Die Polizei muss unter den Verdächtigen nicht lange suchen.

370 Schuhe geklaut, alle links

Bargteheide im Juni 2013: In einen Kiosk wird eingebrochen. Diebesgut: eine größere Menge Zigaretten. Auf dem Nachhauseweg aber verliert der 42 Jahre alte Täter unbemerkt eine Schachtel nach der anderen und legt so eine überdeutliche Spur für die Polizei in Schleswig Holstein.

München im Dezember 2012: Ein Pärchen, 27 und 31 Jahre alt, bricht in eine Moschee an der Moosacher Straße ein. Sie entwenden einen Geldbehälter sowie einen 30 auf 20 Zentimeter großen Möbeltresor. Die Beute schleppen sie in ihre Wohnung. Dort versuchen sie, den Tresor und die Kassette zu knacken - allerdings um 2 Uhr früh. Vom lauten Hämmern und Klopfen geweckt rufen die Nachbarn die Polizei. Die klingelt. Das Pärchen öffnet. Festnahme.

Würzburg im Juli 2011: Zwei Männer wollen den ruhigen Sonntagmorgen nutzen, um ein zu diesem Zeitpunkt geschlossenes Sozialkaufhaus auszuräumen. Mit einem Lastenaufzug wollen sie in eines der Lager des Gebäudes fahren. Dort angekommen lässt sich jedoch die Tür des Lifts nicht mehr öffnen. Nach sechs Stunden Warterei bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Polizei um Hilfe zu rufen. Die Beamten also befreien die einschlägig bekannten 24 und 31 Jahre alten Diebe und nehmen sie sogleich fest.

Regensburg im Februar 2001: Ein Mann klaut ein Handy aus einem Auto. Kurz darauf kommt eine SMS: Er wird zu einem Rendezvous gebeten. Der Mann willigt ein. Am Treffpunkt wartet die Polizei.

Lippstadt im Januar 2010: In einem Supermarkt klettert ein Mann in die Deckenverkleidung und harrt dort der Schließung des Ladens. Er will sich einsperren lassen, um später in aller Ruhe sein Diebesgut auszusuchen. Zuvor hatte er bedacht einen Bewegungsmelder zugeklebt. Ein Wachmann allerdings hatte die Klebestreifen bemerkt und ebenso bedacht entfernt. Als der Einbrecher nun sein Versteck verlassen will, löst er also Alarm aus. Die Polizei rückt an und überprüft den Markt. Plötzlich gibt die Zwischendecke nach, und der Einbrecher fällt vor den Augen der Beamten aus vier Metern Höhe zu Boden. Er landet auf den Füßen und versucht sogar noch zu fliehen. Vergeblich, wie die Soester Polizei später berichten wird.

Bochum im Dezember 2009: Einem 41 Jahre alten Mann bricht der eigene Haustür-Schlüssel ab. Ihm bleibt nichts anderes übrig als der Einstieg über sein Fenster. Ein Zeuge beobachtet ihn und ruft, im Glauben, einen Einbrecher auf frischer Tat erlebt zu haben, die Polizei. Die Beamten fahren vor. Der Mann öffnet die Tür und klärt die peinliche Sache auf. Bei der Überprüfung der Personalien stellt sich jedoch heraus, dass der Mann tatsächlich ein Dieb und zur Fahndung ausgeschrieben ist.

Steigerwald im Februar 2014: Auf einem Autobahnrastplatz zertrümmert ein unbekannter Dieb die Scheibe eines Autos und klaut Schuhe. 350 Stück, alle Größe 37. "Bei den Stiefeln und Stiefeletten handelt es sich um Prototypen", wird die Polizei später erklären. Heißt: Der Dieb erbeutet in dieser Nacht 350 Stück ausschließlich linke Schuhe.

Dachau im August 2014: Gerade in den Kindergarten "Purzelbaum" eingebrochen, geht der Mann erst einmal auf die Toilette. Aber er verlässt sie nicht so, wie man sie vorfinden möchte, er hinterlässt sichtbare Spuren. Danach durchsucht er die Räume des Kindergartens und öffnet mit Schraubenziehern verschlossene Schubladen. 130Euro findet er und flüchtet damit. Als die Beamten den Tatort untersuchen, nehmen sie DNA-Proben an der Kloschüssel. Ergebnis: Sie identifizieren einen 22-jährigen Dachauer, der bereits acht Mal und teils einschlägig vorbestraft ist.

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