Germanwings-Absturz:Zweite Black Box kann ausgewertet werden

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Der zweite Flugdatenschreiber ist nun endlich gefunden worden (Foto: AP)
  • In den französischen Alpen ist nach dem Stimmenrekorder auch der Datenschreiber der abgestürzten Germanwings-Maschine gefunden worden.
  • Dem Staatsanwalt von Marseille zufolge bestehen gute Chance, dass der zweite Teil der Black Box ausgewertet werden kann.
  • Die Bergung der 150 Opfer ist abgeschlossen, auch mehr als 2800 Flugzeugteile haben die Ermittler bereits gesichert. Jetzt werden die DNA-Spuren von der Absturzstelle mit den Profilen von den Angehörigen verglichen.

Datenrekorder von Flug 4U9525 gefunden

Zehn Tage nach dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen ist die zweite Black Box des Airbus A320 gefunden worden. Das teilte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, mit.

Das Gerät könnte entscheidende zusätzliche Informationen über das Unglück liefern. Der Datenrekorder, der vollständig mit Erde und Geröll bedeckt gewesen sei, wurde von einer Polizistin in einer Schlucht entdeckt, sagte Robin. Brandspuren deuteten darauf hin, dass das Gerät über längere Zeit großer Hitze ausgesetzt gewesen sei. Experten der französischen Flugunfallbehörde BEA in Paris hätten bestätigt, dass es sich wirklich um die Blackbox des Unglücksfluges handelt. Staatsanwalt Robin zufolge lässt der Zustand "auf die Möglichkeit der Auswertung hoffen".

Der Datenschreiber zeichnet 500 verschiedene Parameter wie Flughöhe, Sinkrate und Geschwindigkeit auf. Auch die Eingaben des Co-Piloten, der vermutlich vor dem Absturz einen achtminütigen Sinkflug eingeleitet hatte, lassen sich anhand der Daten nachvollziehen. Für Robin liefern sie "unerlässliche Fakten, um die Wahrheit festzustellen".

Flug 4U9525
:Düsseldorfer Ermittler an Absturzstelle eingetroffen

Der Chef der Sonderkommission "Alpen" und drei deutsche Polizisten sind nach Frankreich geflogen. In Haltern beginnt der Trauergottesdienst für die Toten des Flugzeug-Unglücks. Unterdessen korrigiert das Auswärtige Amt die Zahl der deutschen Opfer.

Flugschreiber können extreme Belastungen aushalten

Die erste Black Box - das Gerät, das die Stimmen im Cockpit aufzeichnet - war bereits kurz nach dem Absturz am Dienstag vergangener Woche gefunden und ausgewertet worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass Copilot Andreas Lubitz das Flugzeug mit 150 Menschen an Bord absichtlich abstürzen ließ. Der 27-Jährige hat den Kapitän der Maschine offenbar aus dem Cockpit ausgesperrt, nachdem dieser auf die Toilette gegangen war. Dann soll Lubitz vorsätzlich den Sinkflug eingeleitet haben.

Beide Flugschreiber sind bei modernen Passagiermaschinen meist im Heck untergebracht, weil dieser Teil des Flugzeugs bei einem Absturz am ehesten intakt bleibt. Damit sie besser gefunden werden, sind sie oft mit einem orangefarbenen Metallkasten ummantelt.

Die Germanwings-Maschine ist, so vermuten die Ermittler, mit etwa 800 Kilometern in der Stunde auf das Bergmassiv geprallt. Eine enorme Wucht, die dazu geführt hat, dass der Datenrekorder aus dem Gehäuse herausgelöst wurde. Die Flugschreiber sind allerdings sehr strapazierfähig. Sie sind darauf ausgelegt, eine Stunde lang die Temperaturen eines Kerosinbrands von 1100 Grad Celsius und zehn Stunden lang Temperaturen von 260 Grad zu überstehen.

Chronologie
:Die letzten Minuten des Flugs 4U9525

Um 10.01 startet die Germanwings-Maschine mit 150 Menschen an Bord in Barcelona. Eine knappe Stunde später lässt offenbar der Copilot sie an einem Berg zerschellen. Was über die Zeit dazwischen bekannt ist.

Abgleich der DNA-Spuren

Robin sagte weiter, dass inzwischen 2854 Wrackteile sichergestellt worden seien. Außerdem habe man an der Absturzstelle Hunderte DNA-Spuren gesichert, die nun mit den DNA-Profilen verglichen würden, die man von den Angehörigen der Absturzopfer bekommen habe. "Diese Arbeit wird schnell beginnen können, von Anfang kommender Woche an", sagte Robin. Er versprach, dass die Angehörigen unverzüglich informiert würden, sobald ein Opfer zweifelsfrei identifiziert sei.

Die Bergung der Opfer wurde nach Angaben der Gendarmerie bereits am Dienstag abgeschlossen. Frankreichs Präsident François Hollande hatte erklärt, dass bis spätestens Ende dieser Woche alle Opfer identifiziert sein sollen.

Dem obersten Ermittler zufolge wird es allerdings noch dauern, bis die Leichname den Angehörigen übergeben werden können. Dazu müssten erst sämtliche Untersuchungen abgeschlossen werden.

© SZ.de/dpa/AFP/jana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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