Gerichtsentscheid:Freisprüche für Polizisten in Frankreich

  • Vor zehn Jahren versteckten sich Jugendliche bei der Flucht vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen und starben.
  • Den Polizisten war unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen worden, weil sie die Jugendlichen nicht davon abgehalten hatten.
  • Der Fall hatte in ganz Frankreich schwere Ausschreitungen ausgelöst.

Urteil: Keine unterlassene Hilfeleistung

Zehn Jahre nach der Verfolgungsjagd zwischen der französischen Polizei und zwei vermeintlichen jugendlichen Dieben und den folgenden Vorstadt-Krawallen, sind die zwei Polizisten vom Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung freigesprochen worden. Der 17 Jahre alte Zyed Benna und der 15 Jahre alte Bouna Traoré hatten sich im Herbst 2005 in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois eine hitzige Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert. Als sie sich in einem Transformatorhäuschen vor den Beamten versteckten, traf sie ein Stromschlag. Ein dritter Jugendlicher erlitt schwere Verbrennungen.

Gericht: Polizisten waren sich keiner Gefahr bewusst

Das Strafgericht von Rennes folgte mit dem Freispruch der beiden Beamten dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Einer der beiden Polizisten hatte die Jugendliche bis vor das Gelände eines Strombetreibers gefolgt. Zwei mal habe er dort nach den Jugendlichen geschaut, schließlich sei er aber davon ausgegangen, dass die Jugendlichen sich nicht dort befanden. "Weil er sich keiner Gefahr bewusst war, kann ihm nicht vorgeworfen werden, nicht gehandelt zu haben", sagte Staatsanwältin Delphine Dewailly.

Unter den Angeklagten war auch seine Kollegin, die das Geschehen per Funk verfolgt hatte. Auch ihr war vorgeworfen worden, nicht eingeschritten zu sein. Den Polizisten hätten bei einer Verurteilung fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 75 000 Euro gedroht. Der Anwalt der Beamten zeigte sich "erleichtert" über den Freispruch, der Anwalt der Familien der getöteten Jugendliche kündigte an, in Berufung zu gehen.

Urteil nach zehn Jahren

Jahrelang hatten die Gerichte und mehrere Staatsanwaltschaften den Fall ad acta legen wollen, letztlich war es zum Prozess gegen die Beamten gekommen. Der Vorfall hatte in ganz Frankreich zu wochenlange Ausschreitungen geführt. Etwa 9000 Autos brannten, zahlreiche Polizisten wurden verletzt.

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