Gerhard Schröder:Qualen und Liebe

Gerhard Schröder und Soyeon Kim

Große Freude bei Kim Soyeon und Gerhard Schröder, die bald heiraten werden. Der Ex dagegen leidet.

(Foto: Ahn Young-Joon/dpa)

Der Altbundeskanzler will zum fünften Mal heiraten, wird aber vom Ex seiner Zukünftigen verklagt, weil der ihm "seelische Qualen" zugefügt habe. Mit seinem Schmerz ist der Mann in guter Gesellschaft.

Von Martin Zips

Schröder und Kim, das passt doch ausgezeichnet! Etwa jeder Fünfte in Südkorea heißt Kim, und in Deutschland heißt ungefähr jeder 16. Schröder. Allein diese Häufigkeit schweißt zusammen. In Südkorea gibt es sehr, sehr viele Menschen, die zum Beispiel Kim Soyeon heißen - ein Model, eine Lyrikerin, eine Badmintonspielerin und vier sehr bekannte Schauspielerinnen. Und in Deutschland gibt es mindestens zwölf prominente Gerhard Schröders: Die meisten von ihnen waren oder sind Funktionäre oder Manager.

Kim und Schröder, so könnte man sagen, das ist wie du und ich.

Kürzlich hat sich so ein Gerhard Schröder mal in eine Kim Soyeon verliebt, das ist ja schon bekannt. Keine große Sache, selbst wenn Kim 26 Jahre jünger ist als Schröder und Schröder früher mal deutscher Kanzler war und Kim als Übersetzerin arbeitet und in diesem Herbst die fünfte Frau von Schröder werden könnte, weshalb die Times Gerhard Schröder kürzlich als "Lord of the rings" bezeichnete. Kim war auch schon mal verheiratet. Und da kommt jetzt Wilhelm Busch ins Spiel: "Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust/das rote Ding in meiner Brust".

Lotte und Werther, Luise und Ferdinand, Kim und Schröder

Denn während der eine auch mit 74 noch in Dopamin badet, erleidet ein anderer womöglich durch ihn gleichzeitig großes Leid: Kims namenloser Ex-Mann etwa, der Gerhard Schröder laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap auf umgerechnet 77 000 Euro verklagt hat. Durch seine "Aktion" habe Schröder ihm als Ehemann "seelische Qualen" zugefügt, erklärte der Namenlose jetzt vor einem Familiengericht. Bis vor drei Jahren waren außereheliche Affären in Südkorea noch in jedem Fall strafbar, ein Seitensprung konnte im Gefängnis enden.

So gesehen dürften 77 000 Euro Schmerzensgeld für Schröder ein echtes Schnäppchen sein. Vielleicht muss er aber auch gar nicht zahlen, weil - wie Kim Soyeon nun schriftlich versicherte - "Herr Schröder für das Scheitern meiner Ehe nicht verantwortlich" ist. Geknirscht habe es schon vorher. Und außerdem sei doch eh längst alles geregelt: Unterhaltskosten für das gemeinsame Kind, die Übertragung des Vermögens an den Ex-Mann. Bloß keinen Stress also.

Keinen Stress? Wenn das so einfach wäre! Kims Ex jedenfalls dürfte unter seinen seelischen Qualen (die hoffentlich nicht nur sein Jurist erfunden hat) womöglich wirklich leiden. Die Liebe wird tief im Stammhirn aktiviert, da sitzen auch noch andere Überlebensreflexe. Wird sie einem genommen, so fühlt sich das an wie Drogenentzug. Werthers Liebe zu Lotte zum Beispiel endete furchtbar, da sie von Lotte nicht erwidert wurde. Ebenso die leidenschaftliche Beziehung zwischen dem Adeligen Ferdinand und der bürgerlichen Luise in Schillers "Kabale und Liebe". Das Leben, es ist Sturm und Drang. Da hilft auch kein Horaz mehr, der schreibt: "Mit Schmerz erkauft, ist Wollust teures Gift." Aber gut, die Kims und Schröders werden das schon regeln. Und außerdem: Es geht uns wirklich gar nichts an.

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