George Zimmerman im Boxring:Bizarrer Fight-Club

Zimmerman arrives for a court hearing in Sanford, Florida

Im Herbst vergangenen Jahres musste sich Zimmerman wegen der Tötung des Schwarzen Teenagers Trayvon Martin vor Gericht verantworten.

(Foto: REUTERS)

George Zimmerman - jener Mann, der einen schwarzen Jugendlichen tötete und später freigesprochen wurde, wollte an einem Promi-Boxkampf teilnehmen. Doch nach Protesten haben schon zwei Promoter ihre Beteiligung abgesagt.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

In seinem Buch "Fight Club" legt Chuck Palahniuk die Regeln für Faustkämpfe fest, die erste lautet: "Ihr verliert kein Wort über den Fight Club!" Derzeit wird in den Vereinigten Staaten jedoch sehr viel gesprochen über einen Kampfklub, es geht jedoch weder um den Roman noch um die Verfilmung mit Brad Pitt und Edward Norton. Es geht um Gewalt, um Geld, um Rassismus - und um einen Kampf von George Zimmerman am 15. März.

"Es wird kein Boxen sein, sondern ein blutiger Kampf ohne Regeln", sagte der britische Unternehmer Alki David. Er wollte das Duell an einem geheimen Ort austragen und auf einer von ihm betriebenen Internetplattform ausstrahlen - die Einnahmen sollten der Trayvon-Martin-Stiftung zufließen. Am Dienstagabend wurde die bizarre Veranstaltung jedoch nach zahlreichen Protesten zum zweiten Mal abgesagt.

Zur Erinnerung: Zimmerman, 30, hat am 26. Februar 2012 den 17 Jahre alten Afroamerikaner Trayvon Martin in Florida erschossen. Er wurde jedoch freigesprochen, weil die Geschworenen der Ansicht waren, dass Zimmerman aus Notwehr gehandelt habe. Das Urteil im Juli vergangenen Jahres sorgte für Furor in den USA, in Los Angeles gab es teils gewaltsame Proteste, bei denen die Menschen in South Central immer wieder skandierten: "No Justice - No Peace". Keine Gerechtigkeit, kein Frieden. Sie wollten Zimmerman im Gefängnis sehen, einige kündigten gar an, Selbstjustiz üben zu wollen.

Selbstjustiz im Ring, ausgestrahlt zur besten Sendezeit

Das brachte den Boxpromoter Damon Feldman auf die Idee, einen Boxkampf über drei Runden zu veranstalten und im amerikanischen Bezahlfernsehen auszustrahlen. Er hatte bereits zuvor bizarre Duelle organisiert, wie etwa den Kampf zwischen der Skandal-Eiskunstläuferin Tonya Harding und der Regierungsangestellten Paula Jones, die einst US-Präsident Bill Clinton der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte. Nun sollte Zimmerman in den Ring steigen. "Ich habe schon vor dem Vorfall mit dem Boxtraining begonnen", sagte Zimmerman in einem Interview mit dem Promimagazin Radar: "Es wäre für mich die Gelegenheit, mich wieder in Form zu bringen und eine gemeinnützige Organisation zu unterstützen."

Mehr als 15.000 mögliche Gegner meldeten sich innerhalb weniger Stunden nach Feldmans vollmundiger Prophezeihung ("Das wird einer der größten Promi-Boxkämpfe aller Zeiten"). Der Boxpromoter wählte den Rapper DMX als Kontrahenten aus. Der kündigte sofort an, bei diesem Gefecht jede Boxregel brechen und Zimmerman gewaltig verprügeln zu wollen. Selbstjustiz im Ring also, ausgestrahlt zur besten Sendezeit.

In den vergangenen Tagen indes gab es heftige Proteste gegen die Veranstaltung: Eine Facebook-Seite, die eine Absage des Kampfes forderte, fand innerhalb weniger Tage mehr als 300.000 Unterstützer, auf der Internetseite change.org gab es eine Petition, die mehr als 100.000 Menschen unterzeichneten. Auf der offiziellen Webseite des Weißen Hauses schlossen sich knapp 30.000 Amerikaner der Forderung an, dass die amerikanische Regierung eingreifen und die Austragung verhindern solle. "Damon Feldman und George Zimmerman versuchen, von den Rassenspannungen zu profitieren", heißt es in der Petition.

Trayvon-Martin-Stiftung weigert sich, Geld anzunehmen

Am Dienstag sagte Feldman auf einer Pressekonferenz in Philadelphia den Boxkampf zunächst ab, weil es Todesdrohungen gegen ihn und seine Kinder gegeben habe. Er verkündete jedoch, dass der Produzent Alki David plane, einen anderen, weitaus blutigeren Kampf auf seinem Internetportal zu zeigen. Ach ja: Feldman trug ein T-Shirt mit dem Logo dieser Webseite. David sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender TMZ, dass er nach einem noch prominenteren Gegner für Zimmerman suche und dass die Veranstaltung ein blutiges Spektakel werden würde.

Auf die Frage, was denn passieren würde, wenn bei diesem so genannten "Bare Knuckle Fight" einer der Kämpfer sterben sollte, wenn Zimmerman womöglich durch einen unglücklichen Schlag erneut einen Menschen töten würde, antwortete David lapidar: "Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Boxkampf zu sterben, höher als bei einem Kampf ohne Boxhandschuhe."

Wieder gab es Proteste, vor allem aber weigerten sich die Verantwortlichen der Trayvon-Martin-Stiftung, auch nur einen Cent anzunehmen - die Organisation sei "gegen jede Form von Gewalt". David gab deshalb am Dienstagabend bekannt: "Ich respektiere die Wünsche der Familie, weshalb wir die Veranstaltung absagen." Bleibt zu hoffen, dass nicht noch ein Promoter glaubt, dass so ein Kampf eine tolle Idee sein könnte - sondern dass sich alle an die Regel von Chuck Palahniuk halten und nie wieder über Fight Club sprechen.

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