Geisel-Drama in der Sahara:Freilassung steht unmittelbar bevor

Die 14 entführten Wüsten-Touristen befinden sich Medienberichten zufolge bereits nicht mehr in den Händen der Terroristen, sondern bei Mittelsmännern. Bereits am Vormittag könnten die Geiseln entgültig befreit werden.

"Es muss aber erst einmal hell werden", betonte der Reporter Luten Leinhos gegen 4 Uhr Ortszeit (6 Uhr MEZ) in der noch stockdunklen Hauptstadt Bamako. Dann solle eine Maschine der malischen Regierung in den Norden des Landes fliegen, wo inzwischen alle Geiseln versammelt seien. Sie befänden sich nicht mehr in den Händen ihrer Entführer, sondern bei Mittelsmännern.

Im Zentrum Malis würden die Geiseln dann an eine Transall-Maschine der Bundeswehr übergeben, die sie nach Bamako bringen solle, erklärte Leinhos weiter. Wann die 14 Wüstenreisenden nach Deutschland abfliegen könnten, sei aber noch unklar. Sie würden vermutlich zunächst in Bamako untersucht und sollten anschließend gemeinsam mit dem malischen Präsidenten vor die Presse treten.

Freilassung aus logistischen Gründen gescheitert

Die eigentlich schon für Sonntagabend geplante Freilassung war nach übereinstimmenden Berichten von ARD und ZDF zunächst aus logistischen Gründen gescheitert. Die entführten Wüstenreisenden seien nicht zum verabredeten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort im Norden Malis zusammengeführt worden. Das Flugzeug, dass sie abholen sollte, habe leer zurückkehren müssen. Vermutlich sei die Übergabe aus logistischen Gründen gescheitert.

Der malische Außenminister Lansana Traore sagte am Sonntagabend in Bamako, die Verhandlungen dauerten noch an und befänden sich in einem heiklen Stadium. Unter Rücksicht auf die Entführten wollte er die Berichte nicht kommentieren. Auch das Auswärtige Amt wollte zu keinem der Berichte Stellung nehmen.

Chrobog: Wir sind guter Hoffnung

Der deutsche Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, war am Sonntagnachmittag (Ortszeit) mit einem Luftwaffen-Airbus in Bamako eingetroffen. Er hatte nach der Landung gesagt: "Ich wäre nicht hier, wenn wir nicht guter Hoffnung wären. Wir stellen uns auf alles ein." Man wisse jedoch noch nicht, wo sich die auf mehrere Gruppen verteilten Geiseln genau befänden. Die Bundesregierung habe aber "alle Voraussetzungen geschaffen, um sie nach Hause zu bringen".

Kurz zuvor erst hatte Chrobog bei der Ankunft in Bamako erklärt, die Entführten seien "noch nicht" frei. "Wir hoffen, dass wir sie sehr bald nach Hause bringen können", sagte der Leiter des deutschen Krisenstabs. Er wisse aber nicht, wo sie sich befänden und wie lange es noch dauern werde. Chrobog war am Nachmittag (Ortszeit) mit einem Airbus der Luftwaffe nach Bamako gekommen. Mit dieser Maschine könnten die Verschleppten im Fall ihrer Freilassung nach Deutschland gebracht werden.

Lösegeld bereits am Samstag übergeben

Den ZDF-Informationen zufolge hat ein malischer Unterhändler am Samstag Lösegeld übergeben. Dem Vernehmen nach sei das Geld nicht von der Bundesregierung gekommen; die Summe sei deutlich niedriger als die in Medienberichten genannten 65 Millionen Euro. Den Geiseln gehe es den Umständen entsprechend gut.

Zuletzt befanden sich noch insgesamt 14 Geiseln - neun Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer - seit Februar beziehungsweise März in den Händen der Entführer. Sie sollen von den Geiselnehmern von Algerien nach Mali gebracht worden sein. Eine 45-jährige Deutsche war im Juli an einem Hitzschlag gestorben. 17 weitere Wüsten-Urlauber waren Mitte Mai bei einer algerischen Militäraktion befreit worden.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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