Gefahr in Ägypten:Deutscher verheimlichte Entführung

Hätte die Geiselnahme von Touristen in Ägypten verhindert werden können? Ein Deutscher, der vor kurzem verschleppt wurde, hat darüber geschwiegen - um sich Formalitäten zu ersparen.

Die Entführung einer Touristengruppe in Ägypten am vergangenen Freitag hätte nach einem Bericht des Berliner Tagespiegels verhindert werden können, wenn ein Deutscher vor mehreren Monaten seine eigene Verschleppung nicht verheimlicht hätte.

Gefahr in Ägypten: In der Nähe von Dahkla: Abenteuertouristen verbrachten in der Oase die letzte Nacht, bevor sie in Richtung Gilf al-Kebir weiterfuhren - und entführt wurden.

In der Nähe von Dahkla: Abenteuertouristen verbrachten in der Oase die letzte Nacht, bevor sie in Richtung Gilf al-Kebir weiterfuhren - und entführt wurden.

(Foto: Foto: Reuters)

Hätte der Mann seine Gefangennahme damals gemeldet, hätten alle Reiseveranstalter die Gegend gemieden, die bisher als sicher galt, schreibt die Zeitung. Der Tourist habe geschwiegen, weil er eine Verzögerung seiner Reise durch Befragungen und Formalitäten befürchtet habe. Er sei mit einem Reiseführer, einem ägyptischen Offizier und einem einheimischen Mechaniker unterwegs gewesen und für zehn Tage von Angehörigen der Sudan Liberation Army verschleppt und ausgeraubt worden. Über Lösegeldforderungen wurde nicht berichtet.

Im aktuellen Fall der entführten Touristengruppe gibt es inzwischen immer neue widersprüchliche Angaben zur Identität der Entführer. Die panarabische Zeitung Al-Hayat berichtete am Mittwoch unter Berufung auf einen ägyptischen Behördensprecher, die Kidnapper stammten aus Dschibuti. Zuvor hatte es von ägyptischer Seite geheißen, einer der Entführer komme aus dem Tschad, seine drei Komplizen aus dem Sudan. Der sudanesische Außenminister erklärte dagegen, die Kidnapper seien alle Ägypter.

Die Kidnapper hatten die Gruppe, die aus fünf Deutschen, fünf Italienern, einer Rumänin und acht Ägyptern besteht, am vergangenen Freitag im ägyptisch-sudanesischen Grenzgebiet verschleppt. Dem Vernehmen nach sollen sie sechs Millionen US-Dollar (4,09 Millionen Euro) gefordert haben.

Sudanesische Einsatzkräfte haben offenbar damit begonnen, die Wüstengegend einzukreisen, in der die in Ägypten entführten Deutschen und ihre Reisegruppe festgehalten werden.

Wie die Nachrichtenagentur Suna unter Berufung auf den Protokollchef des sudanesischen Außenministeriums, Ali Jussuf, berichtete, umstellten die Einsatzkräfte eine rund 25 Kilometer von der ägyptischen Grenze entfernte Region. Bisher sei jedoch keine Befreiungsaktion geplant, um die Entführten in der Gegend des Dschebel Uweinat - eines Bergmassivs an der ägyptisch-libysch-sudanesischen Grenze - nicht in Gefahr zu bringen.

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