Gefängnisausbruch:Italien fahndet nach "Johnny, dem Zigeuner"

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Giuseppe Mastini, auch genannt "Johnny, der Zigeuner" (Foto: Archiv)

In den Achtzigern war er einer der berüchtigtsten Kriminellen Italiens. Nun ist Giuseppe Mastini auf der Flucht.

Von Carolin Gasteiger

"Johnny, der Zigeuner" ist auf der Flucht. Giuseppe Mastini, wie der 57-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, entkam am Freitag während eines Freigangs, wie italienische Medien berichten. Er gilt als einer der berüchtigtsten Kriminellen Italiens.

Mord, Entführung, Raub - aufgrund dieser Verbrechen saß Mastini immer wieder im Gefängnis. Zuletzt wurde er 1989 zu lebenslanger Haft verurteilt, die er seitdem im norditalienischen Fossano verbüßt. Seit acht Monaten darf er das Gefängnis tagsüber verlassen, um in einer eine Stunde entfernten Polizeischule kleinere Arbeiten zu verrichten.

Aber so aufsehenerregend sich die Liste seiner Delikte liest, so unspektakulär war seine Flucht. Anstatt mit dem Zug zur Arbeit zu fahren, stieg Mastini am Bahnhof von Fossano einfach in ein Taxi. So rekonstruiert die Polizei den Tathergang. Seitdem ist Mastini "im Nichts verschwunden", wie es in einem Popsong über den bekannten Verbrecher aus den Neunzigern heißt. Ja, über Mastini gibt es nicht nur einen Song, sondern auch Bücher und Filme. Denn er ist nicht irgendein Krimineller.

Mastini, 1960 als Sohn von Schaustellern mit Sinti-Abstammung in Bergamo geboren, daher auch der Spitzname, gehört zu den bekanntesten Verbrechern Italiens. Mit elf Jahren bereits war er in Rom in einen Raub verwickelt, mit 15 Jahren tötete er einen Trambahnfahrer. Aber Mastini erlangte auch aufgrund spektakulärer Verfolgungsjagden mit der Polizei Bekanntheit. 1983 konnten ihn die Beamten erst nach einer Schießerei auf der Flucht fassen. Vier Jahre später wollte Mastini erneut ausbrechen und lieferte sich auf der Flucht ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei: Er klaute mehrere Autos, raubte Tankstellen aus, entführte eine junge Frau und erschoss zuletzt einen Wachmann und einen Polizisten, bevor ihn die Beamten festsetzen konnten.

Auch mit dem Mord an dem italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini wird Mastini in Verbindung gebracht. Er selbst weist den Verdacht der Repubblica gegenüber jedoch von sich und gibt lediglich zu, den verurteilten Täter Pino Pelosi zu kennen.

Nun verlieren sich seine Spuren in Genua. Mastinis Anwalt Enrico Ugolini zeigte sich verwundert über die neuerliche Flucht. "Ich wünsche mir, dass mein Klient zurückkommt und erklärt, warum er sich entfernt hat", zitiert ihn La Stampa. Er habe sich in Haft vorbildlich verhalten und somit keinen Grund gehabt, zu fliehen. Die Behörden vermuten, dass er mit dem Taxi vom Bahnhof bis nach Genua fuhr. Sie blockieren deshalb die Regionen Piemont und Ligurien. In der Hoffnung, Johnny, den Zigeuner erneut zu fassen.

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