Fußball-WM:Brandenburger Tore

Vor Berlins Wahrzeichen soll während der Weltmeisterschaft sechs Wochen lang Dauerparty herrschen - auf Deutschlands größter Fanmeile.

Philip Grassmann

In der Hauptstadt, das weiß man ja inzwischen, muss immer alles ein bisschen größer sein als anderswo. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die größte Fanmeile für die Fußballweltmeisterschaft vom 7. Juni bis zum Endspiel am 9. Juli in Berlin veranstaltet wird.

Nach monatelangem Streit und harten Verhandlungen hat sich der Berliner Senat mit dem Fußball-Weltverband Fifa und den Sponsoren darauf geeinigt, die Fanmeile zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor einzurichten.

Mehr als 100.000 Besucher können sich auf der Straße des 17. Juni die Live-Übertragungen der 64 Spiele ansehen. Im benachbarten Spreebogenpark, gleich gegenüber vom Kanzleramt, hätten dagegen nur 25.000 Zuschauer Platz gehabt.

Zusätzlicher Sponsor

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hatte diesen Ort zwar ursprünglich favorisiert - auch weil für die Dauerparty vor dem Brandenburger Tor nun die wichtigste Ost-Westverbindung der Stadt sechs Wochen lang gesperrt werden muss.

Doch die Polizei hatte Sicherheitsbedenken, und die vier WM-Sponsoren legen besonderen Wert auf symbolträchtige Bilder aus Deutschland - dafür eignet sich das Brandenburger Tor eben besser als die klobige Regierungszentrale. "Es war eine Pokerpartie", gab Wowereit freimütig zu.

Am Ende hatte jede Seite Zugeständnisse gemacht. Wowereit nahm das drohende Verkehrschaos in Kauf und die Sponsoren akzeptierten, anders als in allen anderen Städten, einen fünften Geldgeber in ihrem exklusiven Kreis.

Der Elektronikkonzern Philips darf an der Prachtstraße Großbildleinwände aufstellen und wird sich zudem an der Finanzierung des Fanfestes beteiligen. Hinter den Kulissen war zuvor offenbar heftig gestritten worden. Wowereit erklärte, die vier WM-Sponsoren hätten "nicht unbedingt ein Interesse daran gehabt, dass noch jemand dazukommt".

Er bedankte sich ausdrücklich für die "deutlichen Worte" von Fifa-Generalsekretär Urs Linsi. Den Sponsoren ist das Fußballfest nun mehrere Millionen Euro wert. Das hochverschuldete Berlin als Veranstalter werde indes keine Zuschüsse geben, sagte der Regierungschef.

Ob allerdings über die gesamten vier WM-Wochen die Menschen zur Fanmeile strömen werden, ist noch längst nicht ausgemacht. Zwar erwartet die Stadt dort weit mehr als 100 000 Menschen, wenn etwa Deutschland spielt. Doch wenn nach zwei Wochen die Vorrunde vorüber ist, liegen zwischen den Partien immer auch spielfreie Tage.

Um die Massen dennoch anzulocken, will Wowereit dort ein "qualitativ hochwertiges Fest" organisieren. Wie es aussehen soll, ist allerdings noch offen.

Nur soviel ließ der Bürgermeister durchblicken: Mit dem üblicherweise tristen Niveau der Berliner Straßenfeste soll es nichts zu tun haben. Eines aber weiß Partyveranstalter Wowereit schon: "Vor dem Brandenburger Tor wird der größte Fernseher der Welt stehen." Natürlich.

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