Fund in russischem Wald:Pilzsucher entdecken Fässer mit 250 Embryonen

Russische Gesundheitsexperten sprechen von einem "erschütternden Fall": In einem Wald im Südwesten Russlands sind Pilzsucher auf Fässer mit Dutzenden Embryonen gestoßen. Nun wird untersucht, woher die Behälter mit den sterblichen Überresten stammen.

Grausiger Fund am Ural: Pilzsucher haben in einem Wald im Südwesten Russlands mehrere Plastikfässer mit fast 250 toten Embryonen entdeckt. Die sterblichen Überreste lagen auf einer Lichtung nahe einer Hauptverkehrsstraße. Vermutlich handele es sich um abgetriebene Föten, die entsorgt werden sollten, aber illegal abgeladen wurden. Das teilte die Ermittlungsbehörde im Gebiet Swerdlowsk nach Angaben der Agentur Interfax mit.

Die Lieferung war für eine Spezialfirma in der etwa 80 Kilometer entfernten Millionenstadt Jekaterinburg bestimmt. Die Embryos waren in Formaldehyd konserviert und stammten aus mindestens drei Kliniken. An den Fässern klebten Zettel - beschriftet offenbar mit den Namen und den Krankenzimmern der Mütter.

Die Polizei fahndet nun in nahegelegenen Dörfern nach Zeugen. Geprüft wurde auch, welches Unternehmen mit der Lieferung beauftragt war. Die Föten sollten in der Gerichtsmedizin der Stadt Newjansk untersucht werden, kündigte die Staatsanwaltschaft an. Sie leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

"Keine Embryonen mehr, sondern schon menschliche Wesen"

Die Stadtverwaltung vermutete, dass die Embryos aus anderen Gegenden stammten. So viele Abtreibungen und Fehlgeburten gebe es in der 25.000-Einwohner-Stadt Newjansk gewöhnlich nicht.

Auch das russische Parlament, die Duma, hat sich bereits zu dem Fund geäußert: Die Vorsitzende des Familienausschusses, Jelena Misulina, sagte der Zeitung Iswestija, hinter der skandalösen Beseitigung der Föten steckten vermutlich kriminelle Mediziner, die illegal Abtreibungen durchführten. "Jedes Jahr gibt es bei uns fünf bis sechs Millionen illegale, weil zu späte Abtreibungen", so die Politikerin. "Die Überreste in den Behältern waren keine Embryonen mehr, sondern schon menschliche Wesen."

Die Nachfrage nach solch "biologisch-medizinischem Abfall" sei enorm. So würden die Stammzellen ungeborener Babys etwa zu kosmetischen und pharmazeutischen Zwecken genutzt. Gesundheitsexperten sprachen von einem "erschütternden Fall". Sie forderten konkretere Gesetzesvorschriften für die Entsorgung von Embryonen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: