Fuhrpark des Präsidenten-Clans:Tadschikistan empört über Berichte zu gestohlenen Luxusautos

Freunde und Verwandte des tadschikischen Präsidenten Rachmon sollen gestohlene deutsche Luxuslimousinen fahren. Tadschikistan hält die Vorwürfe für "unglaubwürdig" - Justiz und Polizei in Deutschland sind da allerdings anderer Meinung.

Eine Affäre um gestohlene Autos sorgt für Verstimmungen zwischen Deutschland und Tadschikistan. Die autoritäre Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan wies Vorwürfe zurück, dass die Präsidentenfamilie in Deutschland gestohlene Luxus-Limousinen fährt. "Das ist ein Versuch, dem Image Tadschikistans einen Schlag zu verpassen", sagte Außenamtssprecher Abdulfajs Atojew in der Hauptstadt Duschanbe.

Er betonte zugleich, die Behörden des zentralasiatischen Landes prüften die "unglaubwürdigen" Berichte. Der tadschikische Botschafter in Berlin, Imomuddin Sattorow, sprach in einem Radiointerview von einer "Provokation". Es sei verwunderlich, dass die Fahrzeuge nicht bereits auf ihrem Weg durch mindestens fünf andere Staaten sichergestellt worden seien, sagte Sattorow dem tadschikischen Dienst von Radio Liberty. Er warf den deutschen Behörden vor, ihre Kollegen nicht informiert zu haben. Andernfalls wären die Limousinen nie in dem verarmten Hochgebirgsland nördlich von Afghanistan registriert worden.

Fahrzeuge für die Präsidentenfamilie

Die Berliner Justizverwaltung hatte zuvor einen Bericht der Bild-Zeitung bestätigt, wonach etwa 200 in Deutschland entwendete Luxuslimousinen in Tadschikistan ausgemacht wurden. Die meisten davon würden von Freunden und Familienangehörigen des Präsidenten Emomali Rachmon gefahren. Die in Deutschland angemeldeten Autos wurden von einer Ermittlergruppe der Berliner Kriminalpolizei lokalisiert, wie eine Sprecherin des Justizsenators Thomas Heilmann (CDU) bestätigte.

Weil die tadschikischen Behörden auf ein Rechtshilfeersuchen nicht reagiert hätten, habe sich Heilmann bereits im Mai dieses Jahres an den damaligen Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) gewandt. "Die Mehrheit der Fahrzeuge befindet sich im Besitz von Personen, die wirtschaftlich und familiär mit der Familie des tadschikischen Präsidenten verbunden sind", hatte Heilmann damals geschrieben. Das Außenministerium versucht seit Längerem, die Autos zurückzubekommen.

Mehrfach sprachen Diplomaten dem Zeitungsbericht zufolge das Problem an - allerdings ohne konkretes Ergebnis. Der tadschikische Außenminister soll deswegen eine Reise nach Berlin abgesagt haben. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts bestätigte, dass es mit der tadschikischen Seite Gespräche "über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung organisierter Kriminalität" gegeben habe.

GPS-Ortungssysteme erleichtern die Fahndung

Die Kripo-Ermittlergruppe namens "Westwind" arbeitet laut einem Polizeisprecher seit 2009. Vor zwei Jahren reisten ein Fahnder des Landeskriminalamts und ein Kollege des Bundeskriminalamts eigens nach Tadschikistan, um dort nach gestohlenen Autos zu suchen. Den Fahnder kam außerdem zuhilfe, dass Hersteller und Besitzer oft geheime GPS-Ortungssysteme in Luxuslimousinen einbauen. Die Geräte aktivieren sich zum Teil selbst, wenn das Auto ungewöhnlich bewegt wird.

Im autoritär geführten, wirtschaftlich verarmten Tadschikistan regiert seit mehr als 20 Jahren Staatschef Emomali Rachmon. Im November trat der 61-jährige eine weitere siebenjährige Amtszeit in der Ex-Sowjetrepublik zwischen China, Afghanistan, Usbekistan und Kirgisistan an. Die Wahl wurde von Beobachtern als undemokratisch eingestuft.

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