Früherer TV-Star:Richter lässt Verleumdungsklage gegen Bill Cosby zu

Bill Cosby

Bill Cosby: Mehrere Frauen beschuldigen den heute 78-Jährigen, sie vor Jahrzehnten sexuell missbraucht zu haben.

(Foto: dpa)
  • Ein Gericht im US-Bundesstaat Massachusetts hat eine Verleumdungsklage gegen den einstigen TV-Star Bill Cosby zugelassen.
  • Dessen Anwälte hatten die Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Mandanten als "lächerlich" und "absurd" bezeichnet.
  • Bislang wurde der Schauspieler nicht wegen der mutmaßlichen sexuellen Übergriffe juristisch belangt.

Ein Bundesgericht im US-Staat Massachusetts will eine Klage gegen US-Komiker Bill Cosby wegen Verleumdung mehrerer Frauen nicht zurückziehen. Drei Klägerinnen, die laut eigenen Angaben von dem Comedian sexuell missbraucht wurden, beschuldigen Cosby auch wegen übler Nachrede, weil dessen Anwälte sie diffamiert hatten.

Das Urteil vom Freitag ist ein rechtlicher Schlag gegen den 78-Jährigen, dem Dutzende Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen haben. Die drei Frauen klagen, dass Cosbys Anwälte ihren Ruf beschädigt hätten, indem sie ihre Anschuldigungen in teils abschätzigen Worten dementiert hätten. Cosbys Verteidigung wollte, dass das Gericht die Klage fallen lässt. Als Begründung führten sie an, dass es sich bei den Aussagen um rechtliche Erklärungen und persönliche Meinungen gehandelt habe. Dies wies US-Bezirksrichter Mark Mastroianni am Freitag zurück.

"Wissentlich falsche Tatsachendarstellungen"

Die Frauen - Tamara Green, Therese Serignese und Linda Traitz - beschuldigen Cosby, sie vor Jahrzehnten erst betäubt und dann ungewünschten sexuellen Kontakt mit ihnen gehabt zu haben. Die Anwälte des Komikers hatten die Anschuldigungen der mutmaßlichen Opfer als "lächerliche Behauptungen" und "absurde Erfindungen" bezeichnet. Ein Statement spielte auf Traitz' Haftstrafenregister hin.

Richter Mastroianni wies nun das Argument von Cosbys Verteidigung zurück, es habe sich um eine juristisch zulässige Form der Selbstverteidigung gehandelt. Das rechtliche Privileg, unter bestimmten Bedingungen in Selbstverteidigung selbst verleumderische Antworten zu geben, erlaube es einem Verteidiger nicht, wissentlich falsche Tatsachendarstellungen abzugeben, schrieb der Richter in seinem 38 Seiten langen Urteil.

Telefonanfragen bei vier Anwälten, die Bill Cosby bei der Massachusetts-Klage vertraten, wurden zunächst nicht beantwortet. Ein Anwalt der drei Frauen, Joseph Cammarata, sagte: "Wie wir erwartet und gehofft haben, hat der Richter jeden Versuch von Herrn Cosby zurückgewiesen, den Fall aus dem Gericht herauszuwerfen und erlaubt, dass der Fall fortgesetzt wird."

In einem Klageverfahren hatte Cosby im Jahr 2005 eingeräumt, etliche außereheliche Affären gehabt zu haben. Darunter sind Frauen, die ihm sexuelle Übergriffe vorwerfen. Zu einer Anklage gegen Cosby kam es nie.

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