Frontalzusammenstoß in den Niederlanden:Viele Verletzte nach Zugunglück in Amsterdam

Die Züge kamen sich entgegen - und zwar auf demselben Gleis. Noch ist unklar, wie das passieren konnte: Beim Zusammenstoß zweier Züge nahe einem Bahnhof in Amsterdam wurden mehr als 100 Menschen verletzt, viele von ihnen schwer. Nun erlag eine Frau ihren Verletzungen.

Am Tag nach dem schweren Zugunglück in den Niederlanden ist am Sonntag eine 68-jährige Frau an den Verletzungen gestorben, die sie bei der Kollision zweier Personenzüge erlitten hatte. Das teilte der Amsterdamer Bürgermeister Eberhard van der Laan mit. Von den mehr als 100 Verletzten befinden sich seinen Angaben zufolge noch 16 weitere Personen in ernstem Zustand.

Trains collide near Amsterdam, at least 48 reported injured

Frontalzusammenstoß nahe Amsterdam: Mehr als 100 Menschen wurden bei dem Unglück teils schwer verletzt.

(Foto: dpa)

Die Behörden suchen derzeit noch nach der Ursache des nach offiziellen Angaben schwersten Zugunglücks in der jüngeren niederländischen Geschichte. Dabei würden auch die Gleise überprüft, sagte der Direktor der niederländischen Bahngesellschaft NS, Bert Meerstadt.

Ein Schnellzug und ein doppelstöckiger Regionalzug waren am Samstagabend nahe des niederländischen Bahnhofs von Amsterdam-Sloterdijk zusammengeprallt. Nach niederländischen Medienangaben wurden bei dem Unfall im Stadtgebiet von Amsterdam insgesamt 125 Menschen verletzt.

Die Züge waren bei der Kollision nicht umgekippt und waren anscheinend auch nicht besonders stark beschädigt. Mindestens 56 Menschen wurden dennoch schwer verletzt. Polizeisprecher Ed Kraszewski sagte, viele Verletzte hätten sich Knochenbrüche oder Verletzungen in der Nackengegend zugezogen. "Wir gehen davon aus, dass die Leute bei dem Zusammenstoß durch den Zug geschleudert wurden - gegen Wände, Sitze oder andere Menschen", sagte Kraszewski.

Das Unglück ereignete sich gegen halb sieben Uhr abends auf einer Brücke zwischen dem Bahnhof Sloterdijk und dem Hauptbahnhof von Amsterdam. Augenzeugen berichteten der niederländischen Nachrichtenagentur ANP zufolge, sie hätten zunächst das Warnsignal eines Zuges gehört, dem Sekunden später das Geräusch des Aufpralls folgte.

Innerhalb von acht Minuten seien die ersten Rettungskräfte an der Unfallstelle gewesen. Sie verschafften sich teilweise mit Leitern Zugang zu den Waggons und hebelten Türen auf. "Ich bin nur gegen das Fenster geknallt", meldete ein Passagier über das Netzwerk Twitter. "Mein Abteil der 1. Klasse war leer, aber die 2. Klasse war sehr voll."

Ein Sprecher der Bahngesellschaft sagte, der Sachschaden sei sehr hoch. Wegen des Unfalls war der gesamte Bahnverkehr im Westen von Amsterdam unterbrochen. Auch die Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem Flughafen Schiphol war unterbrochen. Die Störungen im Bahnverkehr dürften noch den ganzen Abend andauern.

Die Behörden des Landes haben eine Untersuchung angekündigt. "Ich will so schnell wie möglich wissen, was die Ursache für diesen schrecklichen Unfall war", sagte die niederländische Infrastrukturministerin Melanie Schultz dem Nachrichtensender RTL Nieuws. Zwei getrennte Untersuchungen sollen klären, ob menschliches Versagen oder ein technischer Defekt dazu führten, dass sich die beiden Züge auf demselben Gleis befanden.

Der Bahnbetreiber ProRail zeigte sich in einer Erklärung geschockt über die Kollision der beiden Passagierzüge am Samstagabend und drückte den Verletzten und ihren Familien seine Anteilnahme aus.

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