Friedmans rechtsextreme Leibwächter:"Kann so ein Mensch noch ein zuverlässiger Polizist sein?"

Ein Personenschützer hat während einer Berlin-Reise Michel Friedmans den Holocaust geleugnet. Das Verfahren wurde eingestellt - der Beamte bildet jetzt junge Polizisten aus. Doch für Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralverbandes der Juden, sind die Vorfälle kein Dummejungenstreich. Sie fordert harte Konsequenzen.

Christina Maria Berr und Oliver Das Gupta

Früher als bisher bekannt, wussten hessische Behörden von der mutmaßlichen rechtslastigen Gesinnung einiger Leibwächter des früheren Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedman. Der Fall erregt: "Ich plädiere dringend dafür, dass aufgrund der Schwere der Vorwürfe, sich die hessische Justiz nun intensiv mit dem Fall beschäftigt", sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, zu sueddeutsche.de. Es handele sich weder "um einen Kavaliersdelikt noch um einen Streich dummer Jungen". Deshalb sollten die Verantwortlichen hart bestraft werden.

Wie der Stern berichtet, ermittelte die Frankfurter Staatsanwaltschaft bereits im Frühjahr 2005 wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen einen Personenschützer der Frankfurter Polizei.

Der heute 42-jährige Beamte soll - nach Aussage eines anwesenden Kollegen - in einem Frühstücksraum eines Berliner Hotels den Holocaust geleugnet haben. Der Leibwächter war zum Schutz von Michel Friedmann in die Hauptstadt gereist.

Bei seiner Vernehmung wies der Polizist den Vorwurf zurück. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren später ein: Der Beamte habe - wenn überhaupt - den Holocaust nicht öffentlich geleugnet und habe sich damit nicht strafbar gemacht.

Später wurden auf dem Rechner des Personenschützers vier Lieder gefunden, die auf dem Index stehen, darunter das Horst-Wessel-Lied, die Hymne der Hitler-Jugend "Unsere Fahne flattert uns voran" und ein Lied der verurteilten Neonazi-Band "Landser".

Keine Reaktion von der Regierung

Der Beamte wurde später aus dem Mobilen Einsatzkommando, das die Personenschützer für Friedman und andere Prominente stellt, versetzt. Er arbeitete zeitweilig beim Staatsschutz, ausgerechnet in der Abteilung, die nach untergetauchten Tätern des NS-Regimes fahndet. Der Mann ist immer noch im Staatsdienst - als Sportausbilder an der hessischen Polizeischule.

"Kann ein Mensch mit einer solchen Gesinnung noch ein zuverlässiger Polizist sein? Einer, auf den man sich verlassen kann?", fragte Friedman im Gespräch mit sueddeutsche.de .

Seitdem vergangene Woche bekannt wurde, dass einige Personenschützer Friedmans rechtsextremer Gesinnung waren, wartet der Journalist und Anwalt nach wie vor auf eine persönliche Reaktion aus Wiesbaden: "Bei mir hat sich von der Landesregierung niemand gemeldet", sagte Friedmann sueddeutsche.de.

Friedman traf sich inzwischen mit dem Frankfurter Polizeipräsidenten und sprach über die Causa. Allerdings kam die Initiative nicht von Amtswegen: Friedman rief den Polizeichef an.

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