Frau in Berlin zerstückelt:Blutbad vor den Augen der Kinder

Fassungslosigkeit im Berliner Stadtteil Kreuzberg: Ein Familienvater soll seine Ehefrau auf der Terrasse der gemeinsamen Wohnung niedergestochen und zerstückelt haben. Die sechs Kinder des Paares sollen alles mit angesehen haben.

Constanze von Bullion, Berlin

Es soll Menschen geben, die der Stadt Berlin und ihren Bewohnern so ziemlich jeden Wahnsinn zutrauen. Und es gibt Bewohner der Metropole Berlin, die sich über so ziemlich gar nichts mehr wundern in ihrer Stadt. Das aber, was Polizisten in der Nacht zum Montag auf der Dachterrasse eines Kreuzberger Wohnhauses vorgefunden haben, hat selbst abgebrühten Hauptstadtpolizisten den Atem stocken lassen.

Gegen 1.15 Uhr werden die Beamten über den Notruf wegen eines Falls häuslicher Gewalt alarmiert, sie sollen in die Köthener Straße kommen, schnell. Die Straße liegt in Kreuzberg, aber nicht in jenem Teil des Bezirks, der Jahrzehnte lang den Ruf eines Abenteuerspielplatzes genossen hat, sondern in einer eher öden Wohnsiedlung in der Nähe des Potsdamer Platzes. In einem verklinkerten Haus, das mit Graffiti besprüht ist, wohnte bis Montagfrüh Semanur S., 30 Jahre alt, eine hübsche Frau und Mutter von sechs Kindern, die mit Orhan S. verheiratet war. Der 32-Jährige soll Bauunternehmer sein, in Berlin geboren und mit Vorfahren im kurdischen Teil der Türkei.

Bevor die Polizisten sich Zugang zur Wohnung der Familie S. verschaffen, erleben Nachbarn eine Horrortat. So jedenfalls haben einige es inzwischen erzählt. Sie sollen hilflos zugesehen haben, wie Orhan S. auf der Dachterrasse des Hauses sein Frau zerstückelte. Erst habe man Schreie gehört, einen Streit unter den Eheleuten, bei denen es schon früher Krach gegeben habe, sagt eine Nachbarin. Dann habe sie gesehen, wie Orhan S. seine Frau auf die Dachterrasse gezerrt, sie geschlagen und auf sie eingetreten habe. Schon vor Tagen habe Semanur S. erzählt, ihr Mann schlage sie. Als es wieder laut wurde in der Nacht zum Montag, habe die Nachbarin die Polizei gerufen.

Auf der Dachterrasse soll sich dann eine Bluttat abgespielt haben, die eher zu einer griechischen Tragödie passen würde als in einen Kreuzberger Hinterhof. Etliche Nachbarn sollen dort in der Nacht zum Montag vom Lärm geweckt an die Fenster getreten sein. Und wenn stimmt, was einige von ihnen erzählen, dann sahen sie Orhan S. auf seine Frau eintreten. "Allahu akbar! - Allah ist groß! ", soll der Mann gerufen haben. Ob das stimmt, kann jedoch bezweifelt werden. Es dürfte jedenfalls nicht allzu viele Nachbarn gegeben haben, die verstanden, was der tobende Ehemann da oben brüllte. Was sie dann sahen, war aber keine Einbildung. Augenzeugenberichten zufolge hat Orhan S. erst mit einem Messer herumgefuchtelt und dann den abgetrennten Kopf seiner Frau über die Brüstung gehalten, an den Haaren. Dann fiel etwas in die Tiefe. Dann hantierte er oben weiter. Dann fiel noch etwas hinunter.

"Der tatverdächtige Ehemann hat die abgetrennten Körperteile auf den Hof geworfen", sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Montag. Als die Polizei beim Leichnam von Semanur S. eintraf, stellte sie Verletzungen mit scharfen und stumpfen Gegenständen fest. Semanur S. sei an Stichen in den Oberkörper gestorben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Genaueres will er nicht sagen.

Unfreiwillige Zeugen der Tat wurden aber nicht nur die Nachbarn. "Es befanden sich sechs Kinder in der Wohnung", sagte der Sprecher der Berliner Polizei Die Kinder sollen in einem Alter zwischen einem Jahr und 13 Jahren sein und die Tat mitangesehen haben. Am Montag wurden sie dem Kindernotdienst übergeben. Orhan S. soll bis zuletzt versucht haben, den Zugriff der Polizei zu verhindern, soll getobt und sich gegen die Festnahme gewehrt haben, bevor er von Beamten niedergerungen wurde. Der Familienvater befand sich am Montagabend in Polizeigewahrsam und sollte einem Haftrichter vorgeführt werden. "Das ist schon ein Ausnahmefall", hieß es bei der Polizei. Und dass man ja manches gewohnt sei in dieser Stadt - aber so etwas doch alle Fantasien übersteige.

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