Franziskus:Pope Francis feat. God (Remixes)

Papst Franziskus

Steht eher nicht vor einer großen Karriere als Musiker: Papst Franziskus.

(Foto: dpa)

Der Papst hat ein Pop-Album veröffentlicht - oder besser: Predigten, die mit Musik unterlegt sind. Wie das klingt? Nach Warten auf Erlösung. Eine Musikkritik.

Von Jan Stremmel

Eines muss man dem Heiligen Vater lassen: Für den Release seiner ersten Single hat er sich den denkbar besten Medienpartner ausgesucht, den amerikanischen Rolling Stone. Ende November ist es so weit, da erscheint das ganze Album - und weil so eine Veröffentlichung in Zeiten stark rückläufiger CD-Verkäufe auch im Vatikan präzise und häppchenweise getaktet sein muss, gab die katholische Kirche exakt zwischen dem exklusiven Release im Rolling Stone und der Album-Veröffentlichung Ende des Monats am Donnerstag eine Pressekonferenz, die neue Details verkündete.

Wir wissen nun: Das Album wird in Deutschland rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft erscheinen, am 27. November. Es enthält ein 24-seitiges mehrsprachiges Booklet mit den Texten der elf Songs, die sich stilistisch zwischen Pop und Rock, Latin und Gregorianischen Gesängen bewegen werden.

Remixe von Live-Aufzeichnungen

Den Papst selbst hört man auf der CD aber genau genommen nur beim Sprechgesang. Sein Text besteht aus Predigten, beispielsweise der vom 6. Asiatischen Jugendtag im südkoreanischen Haemi, die er im vergangenen Sommer mit den Worten "Wake up" begann. Es handelt sich bei den Songs also, sehr genau genommen, um Remixe von Live-Aufzeichnungen des Papstes.

Produzent des Albums ist ein gewisser Don Giulio Neroni, der im Auftrag des Vatikans schon mehrere Papst-Alben produziert hat, zum Beispiel "Alma Mater feat. Pope Benedict XVI", von dem Amazon-Rezensenten bis heute schreiben: "Dieser Papst überrascht einen immer wieder!"

Neu ist der dezidiert popkulturelle Zugang, den Don Giulio diesmal gewählt hat, indem er dem Heiligen Vater etwa den relativ bekannten italienischen Prog-Rock-Gitarristen Tony Pagliuca zur Seite gestellt hat, der auch die erste Single komponiert hat.

Zweiminütiges Pathos-Gewitter

Das Lied trägt den unerwartet hektisch klingenden Titel "Wake Up! Go! Go! Forward!" und klingt, so klar muss man das leider sagen, wie der Proberaum-Mitschnitt einer Mittelstufenband. Ein quälend langes Gitarrensolo am Anfang, dazu ein dilettantisch abgemischtes Schlagzeug.

Wenn dieses zweiminütige Pathos-Gewitter dann endlich in die erste, nun ja, Strophe mündet, erwartet man einen gellenden, Pink-Floyd-haften Erlösungsschrei - aber stattdessen sagt da nur ein schüchtern klingender alter Mann immer wieder die Worte: "Wake up." Es ist schlimm. Man will lachen oder abschalten. Oder wenigstens brüllen: Go! Go! Forward!

Pope Francis Luis Antonio Tagle

Erinnert an Teufelshörner, ist aber das philippinische Zeichen der Liebe: Kardinal Tagle (li.) und der Papst.

(Foto: Wally Santana/AP)
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