Frankreich:Krawalle nach tödlichem Polizeieinsatz in Nantes

Frankreich: Randalierer warfen Brandsätze auf die Polizei und zündeten Autos an.

Randalierer warfen Brandsätze auf die Polizei und zündeten Autos an.

(Foto: AFP)
  • Im französischen Nantes hat ein Beamter einen 22-Jährigen erschossen. Dieser soll laut Polizeiangaben zunächst wegen Verstößen gegen die Verkehrsordnung angehalten worden sein, dann habe er einen Beamten verletzt.
  • Im Stadtteil Breil kam es daraufhin zu Krawallen, Randalierer warfen Brandsätze und zündeten Autos an.
  • Die Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, versprach eine "vollkommen transparente" Aufklärung der Geschehnisse der Nacht.

Aus Protest gegen tödliche Polizeischüsse auf einen Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle ist es in der französischen Stadt Nantes zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Der junge Mann sei am Dienstagabend zunächst wegen Verstößen gegen die Verkehrsordnung im Stadtteil Breil angehalten worden, sagte ein Polizeisprecher. Dann habe der Verdächtige seinen Wagen jedoch plötzlich zurückgesetzt und einen der Beamten am Knie verletzt. Daraufhin habe einer der Polizisten geschossen und den 22-Jährigen getroffen. Er starb im Krankenhaus.

Französische Medien zitieren jedoch Augenzeugen, die der Version der Polizei widersprechen. Die Nachricht von dem Polizeieinsatz breitete sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge schnell in dem Viertel aus und erregte den Zorn zahlreicher Bewohner. Die Sicherheitskräfte rückten mit einem Großaufgebot an.

Bürgermeisterin verspricht Aufarbeitung der Geschehnisse

Binnen kurzer Zeit sei die Lage dann eskaliert, schreiben mehrere Medien: Randalierer hätten Brandsätze auf Polizisten geschleudert, Autos angezündet und sogar ein Feuer in einem Einkaufszentrum gelegt. Die Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben. "Die Schäden sind erheblich", sagte Präfektin Nicole Klein dem Sender BFMTV. Innenminister Gérard Collomb verurteilte "die Gewalttaten und die inakzeptablen Zerstörungen".

Die Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, rief die Bewohner der früheren Hauptstadt der historischen Bretagne zur Ruhe auf. Zugleich versprach sie eine "vollkommen transparente" Aufklärung der Geschehnisse der Nacht. Der Staatsanwaltschaft zufolge werden derzeit die "Umstände untersucht, unter denen der Polizist Gebrauch von seiner Schusswaffe machte". Bis zum frühen Mittwochmorgen hatte sich die Lage in Nantes nach Medienberichten wieder einigermaßen beruhigt.

Gegen den aus der Region Paris stammenden Getöteten lag laut Staatsanwalt Pierre Sennès ein Haftbefehl vor. Er sei wegen bandenmäßigen Diebstahls, Hehlerei und krimineller Vereinigung gesucht worden.

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