Frankreich:Fluglotsen-Streik legt Luftverkehr lahm

In Frankreich fallen heute zahlreiche Flüge aus, weil die Fluglotsen gegen die geplante Rentenreform streiken. Allein die Lufthansa und ihre Partner annullierten nach Angaben eines Sprechers rund 80 Verbindungen.

Allein an den Hauptstadt-Flughäfen Roissy-Charles de Gaulle sowie Paris-Orly wurden wegen des Streiks 70 Prozent der üblichen Verbindungen gestrichen. Betroffen war vor allem Inlands- und Mittelstreckenflüge; alle Interkontinental-Strecken konnten dagegen im Rahmen eines Dienstes nach Vorschrift bedient werden

Bei der Lufthansa seien etwa 5.300 Passagiere betroffen, sagte Sprecher Michael Lamberti. Bei Air France fallen einer Sprecherin zufolge 40 von insgesamt 62 Flügen nach Paris und Lyon aus. In Frankreich werden Air France zufolge rund 55 Prozent aller Flüge gestrichen.

Der Billig-Anbieter Germanwings strich alle drei Verbindungen vom Flughafen Köln-Bonn nach Paris. Germanwings-Flüge von und nach Nizza seien nicht betroffen, hieß es. Alle drei Airlines versprachen ihren Kunden kulante Umbuchungskonditionen.

In Marseille fielen rund zwei Drittel der Verbindungen aus. Der ganztägige Fluglotsen-Streik könnte den Luftverkehr über ganz Frankreich lahm legen, hieß es von Seiten der obersten französischen Luftfahrtbehörde DGAC. Bis zu 80 Prozent der Flüge könnten ausfallen. Viele Fluggesellschaften wollten größere Maschinen einsetzen, um ungeachtet der Streiks möglichst viele Reisende befördern zu können.

Kanalfähre nach England blockiert

Aus Protest gegen die geplanten Bildungsreformen blockierten Lehrer die Zufahrtstraße zu der Hafenstadt Cherbourg in der Normandie. Die Streikenden bildeten Menschenketten und stoppten den Verkehr mit Autos und Feuern. Durch die Proteste kamen auch keine Fahrzeuge mehr auf die Fähren nach England. Die Stadtverwaltung teilte mit, gegen die Demonstranten solle keine Gewalt eingesetzt werden.

Frankreichs Öffentlicher Dienst läuft seit Wochen Sturm gegen eine Rentenreform, die am Mittwoch vom Pariser Ministerrat verabschiedet werden soll. Erst am Sonntag hatten hunderttausende BeschäftigtePläne der Regierung von Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin protestiert. Am Montag streiktedie Müllabfuhr in Paris.

Nach dem Willen der konservativen Regierung in Paris sollen die Franzosen in Zukunft länger als bisher in das staatliche Rentensystem einzahlen, um den vollen Rentenanspruch zu erwerben. Bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes soll der Zeitraum um zweieinhalb auf zunächst 40 Jahre angehoben werden, wie es auch in der Privatwirtschaft üblich ist. Bis 2020 sollen 42 Beitragsjahre erforderlich sein, um die volle Rente zu erhalten.

(sueddeutsche.de/AP/AFP)

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