Frankreich:Ein Festival nur für schwarze Frauen in Paris?

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Anne Hidalgo, 57, ist seit April 2014 als erste Frau Bürgermeisterin von Paris. (Foto: Christophe Ena/AP)

Das ist Empörungsstoff für Twitter - und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgu. Die fordert gleich mal ein Verbot für das Weißen-Verbot, und muss dann doch zurückrudern.

Von Martin Zips

Man kann diese Geschichte auf zwei Arten lesen. Entweder wie das Kollektiv "Mwasi", was in der im Kongo gesprochenen Sprache Lingála schlicht "Frau" bedeutet. Die vor drei Jahren in Frankreich gegründete "afro-feministische" Gruppe möchte Ende Juli in Paris ein Festival veranstalten, auf dem sich afrikanischstämmige Frauen über ihre Erfahrungen mit Gewalt und Diskriminierung austauschen. Es sei wichtig, "einen Raum zu haben, wo wir uns sicher fühlen", erklärt die Gruppe auf ihrer Webseite. Das Kollektiv wendet sich gegen Rassismus sowie männliche und kapitalistische Ausbeutung. Männer und Hellhäutige müssen daher bei vielen Veranstaltungen draußen bleiben. Man kann das konsequent finden.

Die zweite Art, diese Geschichte zu lesen, ist die des rechtspopulistischen Front-National-Politikers Wallerand de Saint-Just. Dieser hatte - angestachelt von rechtsextremen Netz-Kommentatoren - auf Twitter das Treffen als eine "für Weiße verbotene" Veranstaltung bezeichnet. Überraschend erhielt er bald Schützenhilfe von Anne Hidalgo, der Sozialistin, die seit drei Jahren die erste weibliche Bürgermeisterin von Paris ist und auch viel und gerne twittert. "Ich verurteile die Austragung dieser ,für Weiße verbotenen' Veranstaltung in Paris auf das Schärfste", twitterte Hidalgo am Sonntag. "Ich verlange ein Verbot." Sie werde den Pariser Polizeipräfekten und auch die Justiz einschalten, drohte die in Spanien geborene Politikerin.

Eine emotionale Debatte - über Rassismus, Fake News und rechte Trolle

Die Feministinnen beteuerten, ihr Festival könne weder untersagt noch abgebrochen werden. Mit der Polizei und der Stadtverwaltung habe man längst alles geregelt. Von Hidalgo erwarte man daher eine "öffentliche Entschuldigung", auch zur Rettung des guten Rufs der Stadt. Unter dem Hashtag #jesoutiensmwasi ("ich unterstütze Mwasi") entwickelte sich nun eine emotionale Debatte - auch über die Anti-Rassismus-Organisation Licra. Diese hatte ihrerseits verkündet, dass sich die afroamerikanische Bürgerrechtlerin Rosa Parks "im Grabe umdrehe" wegen des Festivals. Die Unterstützerinnen des Kollektivs schrieben von "Paranoia" und warnten, niemand solle sich von einer durch "rechte Trolle und gefälschte Nachrichten" unter Druck gesetzten Bürgermeisterin beirren lassen. Jeder twitterte halt so vor sich hin.

Am Montag ruderte die Bürgermeisterin dann zurück. Nur ihr sei es zu verdanken, dass "eine klare Lösung" gefunden wurde, erklärte sie - natürlich auf Twitter. Die Teile der Veranstaltung, die in einer öffentlichen Halle ausgetragen würden, seien jetzt für alle zugänglich. Auf die Workshops in privaten Räumen hingegen werde kein Einfluss genommen.

Na klar, antworteten ihr die Veranstalterinnen. So sei es ja auch immer schon geplant gewesen.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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