Flugzeugunglück in Stuttgart:Müntefering spricht: "Sehr ernste Situation"

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Wenige Stunden nach der Notlandung äußert sich SPD-Chef Franz Müntefering zu Details des Flugzeugunglücks. Er saß in der Maschine.

Er hat Rauch und Flammen gesehen und das Flugzeug statt über den Ausgang durch eine Rettungsrutsche verlassen. Trotzdem spricht Franz Müntefering davon, dass das Flugzeug ganz sanft auf der Landebahn aufgesetzt habe: Der SPD-Chef hat unverletzt die Notlandung seiner Maschine auf dem Stuttgarter Flughafen überstanden. Seine Worte zeugen von großer Gelassenheit, sein Resümmee ist kurz: "Das sind so Sachen, wo man sich so seine Gedanken macht. Das reicht einmal im Leben."

"Es war eine ernste, sehr ernste Situation", sagte Müntefering nach Angaben des SPD-Vorstands in Berlin. "Wir sind lange gekreist, haben den Anflug versucht und mussten dann notlanden." Alle im Flugzeug seien "sehr diszipliniert" gewesen. "Unser großer Dank gilt dem Kapitän, der eine Meisterleistung hingelegt hat, und seiner Crew, die die Situation professionell gehandhabt hat."

Am Rande der Stuttgarter Veranstaltung beschrieb Müntefering die Notlandung als "sanft, sanfter als auf Rädern". Anschließend seien die Passagiere "schnell auf der Rutsche raus". Im Anschluss sei er zu der Wahlkundgebung gefahren, "leider mit zehn Minuten Verspätung".

Das Flugzeug vom Typ Fokker 100 musste wegen Fahrwerksproblemen auf einem Schaumteppich zu Boden gehen, wie die Fluggesellschaft Contact Air mitteilte. Der Fluggesellschaft zufolge wurde ein Passagier leicht verletzt, eine Flugbegleiterin begab sich zur Beobachtung in eine Klinik.

Alle 73 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder verließen laut Fluggesellschaft die Maschine über die Rutschen. Rettungskräfte und Seelsorger waren vor Ort einsatzbereit, wie der Flughafen mitteilte. Die Maschine mit dem Kennzeichen D-AFKE musste laut Contact Air um 10.49 Uhr mit nur teilweise ausgefahrenem Hauptfahrwerk landen.

Fahrwerk ließ sich nicht ausfahren

Trotz mehrfacher Versuche der Cockpitcrew ließ sich das Fahrwerk demnach nicht ausfahren. Der Flug LH 288 war um 8.44 Uhr in Berlin-Tegel Richtung Stuttgart gestartet. Müntefering war mit der Maschine zu mehreren Wahlkampfterminen unterwegs und nahm nach dem Zwischenfall wie geplant an einer SPD-Kundgebung in Stuttgart teil.

Müntefering wollte nach Parteiangaben noch weitere Wahlkampftermine in Uhingen und Augsburg wahrnehmen. Die notgelandete Maschine wurde laut Contact Air im November 1995 gebaut und hatte bis zu dem Zwischenfall 31.465 Flugstunden absolviert. Der jüngste umfassende Überprüfung des Flugzeugs fand demnach Anfang August statt.

Zur Cockpitcrew zählten der 60-jährige Flugkapitän mit 17.443 Flugstunden und der 30 Jahre alte Copilot mit 2309 Flugstunden. Da es sich um einen Ausbildungsflug für den Copiloten handelte, befand sich der Fluggesellschaft zufolge zusätzlich eine 27-jährige Ausbildungs-Copilotin mit 2605 Flugstunden im Cockpit.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/abis/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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