Flugzeugabsturz:Unglücksmaschine von Kolumbien hatte nicht genug Treibstoff

Lesezeit: 1 min

  • Kolumbianische Medien veröffentlichen einen Audiomitschnitt, der den Funkverkehr des Piloten des abgestürzten Lamia-Fluges LMI2933 dokumentiert.
  • Er spricht von totalem elektronischen Versagen und fehlendem Treibstoff.
  • Das Flugzeug hätte bolivianischen Medien zufolge einen Tankstop einlegen sollen, was der Pilot offenbar ablehnte.

Das Flugzeug mit dem brasilianischen Fußballteam Chapecoense an Bord ist wegen Treibstoffmangels abgestürzt. Das teilte die kolumbianische Luftfahrtbehörde auf Basis vorläufiger Untersuchungen am Unglücksort mit. Bei dem Absturz waren 71 Menschen ums Leben gekommen, sechs Insassen der Maschine überlebten.

Auf einer Audiodatei, die kolumbianische Medien veröffentlichten, war die Stimme des Piloten Miguel Quiroga zu hören. Er bittet den Kontrollturm am Zielflughafen in Medellín darum, bei der Landegenehmigung bevorzugt zu werden. Die Meldungen des Piloten werden immer dringlicher: Demnach verliert das Flugzeug an Höhe und er bittet um Koordinaten zur manuellen Steuerung. "Flug Lamia 2933 hat Totalversagen, totales elektronisches Versagen, kein Treibstoff", ist zu hören. Schließlich erhält die Frauenstimme im Turm keine Antwort mehr.

Pilot lehnte offenbar Zwischenlandung ab

Am Berg El Gordo im Nordwesten Kolumbiens finden Rettungskräfte in der Nacht zum Dienstag das in drei Teile zerbrochene Wrack. Dass das Flugzeug nicht explodiert ist, führen Luftfahrtexperten auf leere Tanks zurück. Eine überlebende Stewardess hatte von ausgefallenem Licht berichtet, was die These von einem technischen Ausfall an Bord stützen würde.

Bolivianische Medien berichten unter Berufung auf den Vertreter der Fluggesellschaft Lamia, Gustavo Vargas, das Flugzeug hätte zwischen dem Start im bolivianischen Santa Cruz und der Landung im kolumbianischen Medellín noch einmal in Bogotá zwischenlanden und tanken müssen. Der Pilot sei aber der Meinung gewesen, der Treibstoff reiche. Eine fatale Fehleinschätzung, die schließlich viele Menschen das Leben kostet. An Bord der Unglücksmaschine war auch die fast komplette brasilianische Erstliga-Fußballmannschaft Chapecoense, die am Zielort das Finale im Südamerika-Cup bestreiten wollte.

Abflugs- und Zielort halten inne für Schweigeminute

In einer Schweigeminute haben Trauernde in Medellín und Chapecó, der Heimstadt des Fußballvereins, der Opfer des Absturzes gedacht. Um 18.45 Uhr Ortszeit Medellín schwiegen für eine Minute die Trauernden an beiden Orten - zu diesem Zeitpunkt hätte das Spiel angepfiffen werden sollen. Auch ohne Fußball strömten Zehntausende Kolumbianer, die meisten in weißer Kleidung, mit Blumen und Kerzen in der Hand, ins Estadio Atanasio Girardot, um der Toten zu gedenken. Weitere Zigtausend fanden keinen Einlass mehr und verharrten auf den Straßen rund um das Stadion. Brasiliens Außenminister José Serra bedankte sich vor Ort mit tränenerstickter Stimme für die überwältigende Anteilnahme.

© SZ.de/AFP/dpa/ees - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Flugzeugabsturz in Kolumbien
:Emotionaler Abschied von den Opfern des Flugzeugunglücks

Zehntausende strömen in die Stadien, trauern gemeinsam: In Kolumbien und Brasilien gedenken die Menschen der 71 Toten des Flugzeugabsturzes.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: