Flugzeugabsturz in Kentucky:Pilot wählte offenbar zu kurze Startbahn

Nach der Auswertung des Flugdatenschreibers war ein Pilotenfehler wohl Ursache für die Katastrophe, bei der 49 Menschen starben. Noch ist unklar, wieso die Fluglotsen den Pilot nicht warnten - und ob die Passagiere nicht hätten gerettet werden können.

Die Flugsicherheitsbehörde NTSB teilte mit, dass der Pilot eine falsche, weil für die Maschine zu kurze Starbahn benutzt hatte. Das Unglück im Staat Kentucky war der schwerste Flugzeugabsturz in den USA seit fast fünf Jahren. Nur einer der 50 Passagiere überlebte: der Co-Pilot. Er wurde von Hilfskräften schwer verletzt aus der brennenden Maschine geborgen und schwebt in Lebensgefahr.

Die Behörden werden bei ihren Ermittlungen in den folgenden Tagen eine Reihe offener Fragen klären müssen. Im Vordergrund steht zunächst die Frage, warum der Pilot die falsche und für seine Maschine zu kurze Startbahn gewählt hatte und warum er nicht von den Fluglotsen im Tower gewarnt wurde.

War eine Rettung möglich?

Zum anderen werden die Ermittler zu klären versuchen, ob es möglich gewesen wäre, die Insassen zu retten, bevor das Flugzeug in Flammen aufging.

Dabei werden sie untersuchen, ob die Insassen an der Folge des Aufpralls der Maschine auf dem Boden starben, am Rauch erstickten oder verbrannten, wie der Flugsicherheitsexperte Peter Goelz, ein früherer Leiter der Flugsicherheitsbehörde NTSB, erläuterte. Die Lage der Leichen im Flugzeug werde Hinweise geben, ob eine Evakuierung versucht wurde.

Die Ermittler werden außerdem versuchen herauszufinden, warum der Pilot die kürzere, alte Landebahn wählte statt der neuen, längeren Piste. Die Markierungslichter waren nach ersten Ermittlungen intakt.

Möglicherweise haben aber Baulichter den Piloten irritiert, eventuell war auch die alte Landebahn beleuchtet. Die Hauptlandebahn hatte vor einer Woche einen neuen Belag erhalten.

Der stellvertretende Chef des Flughafen in Lexington, Mike Gobb, sagte, das Flugzeug habe "Probleme beim Start" gehabt. Auf die Frage, ob die kürzere Startbahn für die Maschine ausreichend gewesen wäre, sagte er: "Nein, das ist sie nicht."

Warum schritt Tower nicht ein?

Fraglich ist auch, warum die Maschine Starterlaubnis erhielt, ohne dass im Tower jemand bemerkte, dass das Flugzeug auf der falschen Landebahn unterwegs war. Geklärt wird in diesem Zusammenhang auch, wie gut der Pilot ausgebildet war, ob er übermüdet war und wie gut er den Flughafen kannte.

Die zweimotorige Maschine der Gesellschaft Comair war am Sonntag um 06.07 Uhr Ortszeit (12.07 MESZ) kurz nach dem Start vom Blue-Grass-Flughafen in Lexington abgestürzt und rund 1,5 Kilometer entfernt auf einem Feld aufgeprallt. An Bord des Regionaljets vom Typ CRJ-100 befanden sich 50 Menschen: 47 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder.

Eine CRJ-100 benötigt nach Auskunft des Luftfahrtexperten Paul Czysz fürs erfolgreiche Abheben eine Startbahnlänge zwischen 1350 und 1500 Meter, um auf die nötige Geschwindigkeit zu kommen. Die kürzere Landebahn auf dem Flughafen in Lexington hat aber nur eine Länge von 1050 Metern, während die längere 2100 Meter aufweist.

Comair ist eine Tochter der Delta Airlines. Der Flughafen blieb nach dem Unglück für drei Stunden geschlossen.

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