Flüchtlingsdrama in Asien:Indonesien weist erneut Flüchtlingsboot ab

Flüchtlingsdrama in Asien: Unterdückt in Myanmar: Flüchtlinge der ethnischen Minderheit der Rohingya in Indonesien

Unterdückt in Myanmar: Flüchtlinge der ethnischen Minderheit der Rohingya in Indonesien

(Foto: AP)
  • Seit Wochen versuchen Tausende Menschen, über das Meer nach Indonesien, Thailand und Malaysia zu gelangen. Nun hat die indonesische Marine erneut ein Flüchtlingsboot abgefangen.
  • Die Küste der indonesischen Provinz Aceh wird einem Armeesprecher zufolge mittlerweile von vier Kriegsschiffen und einem Flugzeug überwacht.
  • Überlebende eines anderen Bootes, das vor der Küste Indonesiens gesunken war, hatten zuvor von tödlichen Kämpfen um knappe Vorräte berichtet. 100 Flüchtlinge sollen dabei ums Leben gekommen sein.
  • Demnach war das Schiff zwei Monate lang unterwegs, als die Besatzung es sich selbst überließ. Es wurde erst von Indonesien und dann von Malaysia abgewiesen.

Indonesien hat erneut ein mutmaßliches Flüchtlingsboot abgewiesen. Die indonesische Marine habe am Sonntag ein Boot abgefangen, das in der Straße von Malakka zwischen Malaysia und Indonesien unterwegs war, teilte ein Armeesprecher mit. Das Boot sei per Funk darüber informiert worden, dass es nicht in indonesische Gewässer fahren dürfe, und sei dann umgedreht. Um Flüchtlingsboote abzufangen, wird die Küste der indonesischen Provinz Aceh demnach mittlerweile von vier Kriegsschiffen und einem Flugzeug überwacht.

Seit Wochen versuchen Tausende Menschen über das Meer nach Indonesien, Thailand und Malaysia zu gelangen. Auf den oft völlig überladenen Booten herrschen oft fürchterliche Zustände. Große Sorgen gibt es derzeit um ein Boot mit etwa 350 Rohingya an Bord, das offenbar seit Tagen manövrierunfähig auf dem Meer treibt. Wie die Flüchtlingsorganisation The Arakan Project mitteilte, können Angehörige die Flüchtlinge seit Samstag nicht mehr erreichen. Überlebende eines anderen Bootes, das vor der Küste Indonesiens gesunken war, hatten am Wochenende von tödlichen Kämpfen um die knappen Vorräte an Bord berichtet.

Zwei Monate lang auf See

Einem BBC-Bericht zufolge sollen etwa 100 Menschen in dem Kampf um Nahrungsmittel getötet worden sein. Flüchtlinge seien demnach erstochen, erhängt oder über Bord geworfen worden. Die Kämpfe sollen sich zwischen Rohingya, einer ethnischen Minderheit in Myanmar, und Flüchtlingen aus Bangladesch abgespielt haben. Laut Überlebenden war das Schiff zwei Monate lang unterwegs, als die Besatzung es diese Woche sich selbst überließ. Das Boot wurde erst von Indonesien und dann von Malaysia abgewiesen.

Die etwa 700 Überlebenden des Unglücks waren am Freitag vor der indonesischen Küste von Fischern gerettet worden, als ihr Schiff zu sinken drohte. Sie seien nun im Hafen von Langsa in der Provinz Aceh an der Nordostküste Sumatras in der Obhut der indonesischen Behörden.

Die Migranten aus Myanmar und Bangladesch sollen zwei Monate lang auf See gewesen sein. Sie hätten nach Malaysia gewollt und berichtet, dass sie von der malaysischen Marine abgewiesen wurden. Der BBC-Reporter verwies darauf, dass die Berichte über das Massaker an Bord nicht überprüft werden könnten, dass aber drei Männer in getrennten Gesprächen ähnliche Schilderungen abgebeben hätten.

Ein anderes Boot mit 300 Rohingya an Bord, darunter abgemagerte Frauen und Kinder, trieb am Sonntag weiter ziellos auf dem Meer, nachdem es am Donnerstag von Thailand abgewiesen worden war. Nichtregierungsorganisationen und Journalisten versuchten, das Schiff aufzuspüren - bislang ohne Erfolg.

Ban bemüht sich um Ende der Flüchtlingskrise

Angesichts der Flüchtlingskrise in Südostasien wollen die Staaten der Region das Problem stärker in den Fokus rücken. Die USA riefen die südostasiatischen Staaten auf, sich für die Rettung der Migranten einzusetzen und ihnen Schutz zu gewähren. Während für Sonntag bereits ein Treffen der Außenminister Malaysias und Bangladeschs geplant war, soll es in den kommenden Tagen weitere Treffen mit den Außenministern Indonesiens und Thailands geben.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bemühte sich in Telefonaten mit den Regierungschefs von Malaysia und Thailand um eine Beendigung der Flüchtlingskrise. Bans Stellvertreter Jan Eliasson habe derweil mit Ministern aus Bangladesch und Indonesien über die Situation in der Meeresregion zwischen Golf von Bengalen, Andamanensee und Straße von Malakka beraten, teilte Bans Sprecher mit. Ban und Eliasson hätten dabei ihre Forderung an die Regierungen der Region bekräftigt: "Leben zu retten und internationales Recht einzuhalten".

Scharfe Kritik an Myanmar

Scharfe Kritik gab es an Myanmar, das sich trotz der von dort in Massen flüchtenden Rohingya nicht zuständig sieht. Die Menschen flüchteten aus Myanmar wegen "innerer Probleme, in die wir nicht eingreifen können", sagte Malaysias Regierungschef Najib Razak.

Myanmars Kooperation ist von zentraler Bedeutung, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Ein Großteil der Flüchtlinge, die seit Wochen über den Golf von Bengalen und die Andamanensee nach Indonesien, Thailand und Malaysia zu gelangen versuchen, sind Angehörige der ethnischen Minderheit der Rohingya. Die staatenlose Volksgruppe leidet in Myanmar unter Diskriminierung und Gewalt. Die Regierung sieht die Rohingya aber als illegale Einwanderer aus Bangladesch an, die kein Recht auf die Staatsangehörigkeit hätten.

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