Flucht von Kartellchef "El Chapo":Komplizen in Uniform

Lesezeit: 1 min

  • Mexikos Regierung geht davon aus, dass Drogenboss "El Chapo" bei seiner Flucht Hilfe von Sicherheitsbeamten hatte.
  • Der Direktor des Gefängnisses wurde bereits gefeuert.
  • Die Behörden haben umgerechnet 3,5 Millionen Euro zur Belohnung ausgesetzt.

Belohnung von 3,5 Millionen Euro ausgesetzt

Nach der filmreifen Flucht des mexikanischen Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán aus einem Hochsicherheitsgefängnis hat die mexikanische Regierung mehrere Sicherheitsbeamte entlassen. Guzmán müsse bei seiner Flucht Helfer unter den Gefängnismitarbeitern gehabt haben, sagte Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong.

Entlassen worden seien unter anderem der Gefängnisdirektor des Altiplano-Gefängnisses und der Leiter der Strafvollzugsbehörde. Die Regierung hat eine Belohnung von umgerechnet 3,5 Millionen Euro auf Hinweise zu Guzmáns Ergreifung ausgesetzt.

Zelle wurde überwacht - bis auf zwei tote Winkel

Guzmán, zeitweise der meistgesuchte Verbrecher der Welt und milliardenschwerer Chef eines weltumspannenden Drogenkartells, war am Samstagabend durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel unter seiner Zellendusche aus dem Gefängnis westlich von Mexiko-Stadt getürmt - obwohl seine Zelle ständig mit Videokameras überwacht wurde und er eine elektronische Fußfessel trug.

Wie Innenminister Osorio Chong mitteilte, gab es in der Zelle allerdings zwei "tote Winkel", die über die Kameras nicht eingesehen werden konnten. Die Fußfessel habe zudem nur innerhalb der Gefängnismauern funktioniert.

Am Dienstag veröffentlichte der mexikanische Blog "El Blog del Narco" Bilder eines korpulenten Mannes mit Schnurrbart, der angeblich Guzmán nach seiner Flucht sein soll. Einmal sitzt er in einem Cockpit, ein andermal sieht man ihn entspannt im Kreis anderer Menschen, in der rechten Hand eine Bierflasche.

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Wann diese Bilder aufgenommen wurden und ob sie authentisch sind, ist unklar. Das Gesicht ist nicht eindeutig zu erkennen und teilweise verdeckt von einer Baseballmütze. Man habe die Fotos Guzmáns zugeschickt bekommen und halte sie nicht für eine Fälschung, heißt es auf dem Blog.

Das aktuelle Fahndungsfoto der Polizei zeigt Guzmán mit rundlichem Gesicht. Spekuliert wird aber auch, dass Guzmán zuletzt abgenommen haben könnte, um durch den Fluchttunnel zu passen. Im vergangenen Jahr trat er in einen Hungerstreik - angeblich, um gegen die unmenschlichen Haftbedingungen zu protestieren.

Ausbruch von mexikanischem Drogenboss
:So gelang "El Chapo" die Flucht

Ein 1,5 Kilometer langer Tunnel mit ausgefeiltem Belüftungssystem - und einem Motorrad auf Schienen: Mexiko staunt über den perfekt geplanten Gefängnisausbruch des Kartellchefs "El Chapo".

Generalstaatsanwältin Arely Gómez teilte unterdessen mit, dass die Ermittler bereits Dutzende Gefängnismitarbeiter und Häftlinge befragt hätten. Darunter waren nach Angaben aus Justizkreisen die für Guzmáns Zelle zuständigen Wächter und die Gefängnismitarbeiter, die die Videoüberwachung auswerteten. Vorgeladen wurden zudem zwei Anwälte Guzmáns und andere Besucher sowie der Besitzer des Gebäudes, in dem der Fluchttunnel endete. Der Drogenbaron war bereits 2001 aus einem Gefängnis im mexikanischen Bundesstaat Jalisco ausgebrochen. Damals gelang ihm die Flucht, indem er sich in einem Wäschewagen versteckte.

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