Finanzskandal in Lourdes:Göttliche Erträge - ein Pfarrer als Geldwäscher?

Hier muss wohl die Mutter Maria helfen: Mitten in den Jubiläumsfeiern der Wallfahrtsstätte Lourdes ist der Leiter ins Visier von Finanzermittlern geraten. Sie fanden auf seinem Privatkonto mehr als 400.000 Euro.

Varinia Bernau

Der Glaube versetzt Berge - mitunter lässt er sie aber auch erst entstehen. Geldberge nämlich. Einen ordentlichen Batzen Geld, exakt 427.000 Euro, hat sich zum Beispiel auf dem privaten Konto des Leiters der berühmten Wallfahrtsstätte Lourdes angehäuft. Damit ist der 65-jährige Pater Raymond Zambelli nun ins Visier von Finanzermittlern geraten.

Finanzskandal in Lourdes: Das Archivfoto aus dem Jahr 2004 zeigt Pater Raymond Zambelli mit Papst Johannes Paul II. in Lourdes.

Das Archivfoto aus dem Jahr 2004 zeigt Pater Raymond Zambelli mit Papst Johannes Paul II. in Lourdes.

(Foto: Foto: Reuters)

Die Polizei im südwestfranzösischen Pau sei mit Vorermittlungen zu verdächtigen Transaktionen von Zambelli beauftragt worden, heißt es aus Justizkreisen. Anlass: ein Hinweis der Anti-Geldwäsche-Einheit des französischen Finanzministeriums.

Er habe "nichts zu verbergen", sagte der Pater bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Jeder Priester weiß, dass man in einem Kirchenamt immer wieder Menschen trifft, die einem Gefälligkeiten zukommen lassen."

Der reich gewordene Pfarrer

Nach Lourdes kommen viele Menschen, die sich Hoffnung versprechen. Sie beten für Gesundheit und Glück, auf eine göttliche Fügung, und womöglich erscheint ein Gottesmann da in besonderem Licht.

Zambelli, die Zielperson der Anti-Geldwäsche-Spezialisten, traf auf eine Gläubige, die ihm eine besonders großzügige Gefälligkeit zukommen ließ. Etwa 30 Jahre sei das her, damals war er Pfarrer in Courseulles-sur-Mer (Calvados), erzählt Zambelli. Dort habe ihm eine Dame ein Haus vermacht, in dem er zunächst seine Ferien verbrachte, ehe er es für 120.000 Euro verkaufte. Dieselbe Frau, inzwischen 94 Jahre alt und an Alzheimer erkrankt, habe ihm zudem über mehr als 20 Jahre insgesamt 210.000 Euro gegeben - als eine Art zusätzliches Honorar für den Gottesdienst.

Auch als der so reich gewordene Pfarrer vor fünf Jahren die Leitung der Wallfahrtsstätte Lourdes übernahm, traf er auf finanzstarke Pilger: Weitere 97.000 Euro will er dort aus der Hand von Gläubigen erhalten haben - eine äußerst zweifelhafte Spende, wie die katholische Tageszeitung La Croix anmerkt: Die etwa 120.000 Messen, um die Lourdes jährlich gebeten wird und die nicht alle vor Ort stattfinden können, würden weltweit von verschiedenen Priestern gehalten. Die Aufsicht führt der Bischof, nicht der Leiter der Wallfahrtsstätte. Jährlich reisen sechs Millionen Menschen nach Lourdes, damit gilt die französische Stadt als der zweitwichtigste katholische Pilgerort nach Rom.

Anhörung nicht vor Mitte September

Einen Anlass zum Rücktritt sah Zambelli nicht. Er ist in Lourdes nicht nur für das Generalsekretariat, sondern auch für die Finanzen zuständig. Er habe am Mittwoch mit seinem Bischof über seine Finanzverhältnisse gesprochen, sagte er. Dieser habe gesagt: "Es ist nichts dabei, über 30 Jahre so eine Summe anzusparen, wenn man Junggeselle ist und sich für seine alten Tage eine Wohnung kaufen will."

Laut der satirischen Wochenzeitung Le Canard enchainé laufen die Ermittlungen bereits seit Anfang Juni. Doch eine Anhörung hat Pater Zambelli nicht vor Mitte September zu befürchten - dank eines ebenfalls äußerst frommen Christen. Für den 13. September hat sich Papst Benedikt XVI. zum dreitägigen Besuch in dem Ort am Fuße der Pyrenäen angekündigt, wo derzeit der 150. Jahrestag der überlieferten Marien-Erscheinungen gefeiert wird.

In einem Brief, aus dem das Satireblatt zitiert, schlug der Generalsstaatsanwalt von Pau der französischen Justizministerin Rachida Dati vor, "eine Festnahme und Anhörung von Pater Zambelli erst nach der Reise des Papstes nach Frankreich" zu veranlassen. Aber, wer weiß, vielleicht gibt es ja noch eins der ortsüblichen Marienwunder.

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