Fidel Castro:Alles Queso

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Der 88-jährige Fidel Castro tauscht sich angeregt über Herausforderungen der Käseproduktion in Kuba aus, wie per Video verbreitet wird. (Foto: AFP)

Ein äußerst seltener Auftritt von Fidel Castro im Fernsehen: Er spricht bei einer vierstündigen Podiumsdiskussion. Worüber? Na klar: Käse.

Von Peter Burghardt

Es gibt Neues von Fidel Castro, der Kuba und die Welt ja schon seit Jahrzehnten verblüfft. Früher sprach Castro sieben Stunden am Stück und schrieb Geschichte, da waren viele aktuelle Staatschefs noch kaum geboren. Heute könnte niemand außerhalb seines engsten Zirkels erraten, wann und wo der Comandante a. D. als nächstes auftritt. 2006 vererbte der bald 88-jährige Revolutionsführer wegen eines Darmleidens seine Ämter an seinen jetzt 84-jährigen Bruder Raúl. Er zog seine Uniform aus und einen Trainingsanzug an, bevorzugt mit drei Streifen. Seitdem widmet sich der Patron den wahren Problemen der Menschheit. Nun hat er sich in diesem Sinne mal wieder gezeigt, und zwar in historischen Zeiten, denn Castro II. und Barack Obama haben soeben endgültig beschlossen, nach mehr als einem halben Jahrhundert Pause wieder gegenseitige Botschaften einzurichten. Es ging bei Castro I. aber nicht um die USA. Es ging um Käse.

Ja, Käse. Queso, auf Spanisch.

Fidel Castro besuchte ein Käseseminar im Institut für Lebensmittelforschung am Rande von Havanna. Mehr als vier Stunden lang habe er sich mit 19 Fachleuten der Käserherstellung ausgetauscht, berichtet die KP-Zeitung Granma, Großmama. Der Máximo Líder saß da mit Rauschebart und weißer Trainingsjacke über kariertem Hemd, er zeigte sich sehr interessiert daran, dass die kubanische Käseproduktion zu ihrem Niveau vor der Spezialperiode zurückkehrt, also in die Zeit vor den Engpässen durch den Zusammenbruch des ehemaligen Mäzens Sowjetunion. Einem kurzen Video in den Nachrichten ist zu entnehmen, dass er sich angeregt unterhielt.

Für die Verpflegung der Erdbevölkerung interessiert sich Fidel Castro schon lange, in einstigen Vorträgen war auch mal von chinesischen Schnellkochtöpfen oder künstlichem Vanillearoma die Rede. Er habe diesmal außerdem den Zusammenhang mit Klimawandel und Kriegen erklärt, ist zu hören.

Es hängt eben alles mit allem zusammen, auch bei Kubas Käse ist das so. Hasta la victoria siempre, immer bis zum Sieg.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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