Feuerkatastrophe in Ludwigshafen:Baby wohlauf

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Dem Baby, das bei der Brandkatastrophe von Ludwigshafen aus einem Fenster im dritten Stock geworfen wurde, geht es gut. Der türkische Regierungschef Erdogan wird den Brandort besuchen.

Der kleine Onur sei mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen, sagte eine Sprecherin der Polizei in Ludwigshafen am Mittwoch.

Bei dem Brand in Ludwiogshafen wurden neun Menschen getötet und 60 verletzt. (Foto: Foto: dpa)

Das Kind war am Montag von einem Mann im dritten Stock des brennenden Hauses in die Arme eines auf der Straße stehenden Polizisten geworfen worden. Der Beamte fing das Kind sicher auf, wobei er nach Angaben der Polizeisprecherin selbst leicht verletzt wurde.

Nach Informationen der Bild handelt es sich bei dem Mann im Haus um den 32 Jahre alten Onkel des Kindes, Kamil Kaplan. Seinen kleinen Neffen Onur fallen zu lassen, sei "die letzte Chance" gewesen, sagte Kaplan der Zeitung: "Vor dem Haus stand ein Polizist. Ich schaute ihm in die Augen und ahnte, dass es klappt." Der Beamte habe seine Jacke ausgezogen und wie ein Sprungtuch vor sich gehalten. "Ich küsste Onur noch einmal. Dann ließ ich ihn fallen", schilderte der 32-Jährige die Situation.

Kaplan selbst wurde später eigenen Angaben zufolge mit seiner Tochter über eine Rettungsleiter der Feuerwehr aus dem brennenden Haus gerettet. Seine Mutter hingegen ist nach Informationen der Zeitung unter den neun Toten der Brandkatastrophe. Die Eltern des kleinen Onur sind demnach beide noch im Krankenhaus. Um das Kind kümmere sich derzeit ein weiterer Onkel.

Erdogan besucht Brandort

Der Mainzer Staatssekretär Martin Stadelmaier (SPD) hat inzwischen bestätigt, dass der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan zum Brandort kommt. Die türkische Seite habe dies übermittelt, teilte der Chef der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei am Mittwoch in Ludwigshafen mit. Einen genauen Zeitpunkt nannte er nicht.

Erdogan reist ohnehin nach Deutschland, um unter anderem an der Münchner Sicherheitskonferenz am kommenden Wochenende teilzunehmen.

In einem von türkischen Familien bewohnten Haus in Ludwigshafen waren am Sonntag bei einem Brand neun Menschen getötet worden, 60 wurden verletzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist weiter offen, ob Brandstiftung oder ein technischer Defekt die Ursache der Katastrophe gewesen war. Zwei Mädchen wollen einen Brandstifter gesehen haben.

Stadelmaier sagte, er stufe es nicht als Misstrauen der Türkei ein, dass sie eigene Ermittler zum Brandort schicke: "Wir empfinden das nicht so." Seines Wissens sollten vier türkische Experten in Ludwigshafen in die Arbeit der 50-köpfigen Sonderkommission integriert werden.

© sueddeutsche.de/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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