Feuer im Hamburger Hafen:Brennender Frachter hatte nukleare Stoffe an Bord

Feuer auf Autotransportschiff im Hamburger Hafen

Nukleare Gefahrgüter an Bord: Feuer auf einem Frachter im Hamburger Hafen

(Foto: dpa)

An Land trafen sich zehntausende Menschen zum Kirchentag, als im Hamburger Hafen ein Containerschiff brannte. Wie jetzt bekannt wurde, hatte der Frachter nukleares Gefahrgut an Bord. Nach Ansicht der Grünen schrammte Hamburg knapp an einer Katastrophe vorbei.

Der Anfang Mai im Hamburger Hafen in Brand geratene Auto- und Containerfrachter "Atlantic Cartier" hatte auch radioaktives Material an Bord. Das geht aus der Ladeliste des Schiffes hervor, bestätigte ein Sprecher der Hamburger Innenbehörde. Zur Ladung gehörten auch rund neun Tonnen des gefährlichen Uranhexafluorids, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Grünen.

Insgesamt hatte der Frachter mehr als 20 Tonnen radioaktive Stoffe geladen. Ebenfalls an Bord waren rund vier Tonnen Munition. Der Hörfunksender NDR 90,3 und mopo.de hatten zuerst darüber berichtet.

Die Grünen kritisierten die Informationspolitik des Senats scharf. "Hamburg ist am 1. Mai nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt", erklärte der hafenpolitische Sprecher der Bürgerschaftsfraktion, Anjes Tjarks. "Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass der Senat die Öffentlichkeit nicht von sich aus über diese Beinahekatastrophe informiert hat. Hier muss man von einem Vertuschungsversuch sprechen."

Kirchentag in der Nähe des Unglücksorts

Tjarks wies zugleich daraufhin, dass unmittelbar vor Brandausbruch noch in Sichtweite der Eröffnungsgottesdienst des Kirchentags mit rund 35.000 Teilnehmern am Strandkai in der Hafencity stattfand. An der Veranstaltung hatte auch Bundespräsident Joachim Gauck teilgenommen.

Es sei bekannt gewesen, dass das Schiff auch Gefahrgut geladen habe, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter. Darum habe die Feuerwehr sofort reagiert und die Container von Bord geholt. "Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr bestand keine Gefahr für den Hafen und die Menschen in der Umgebung", betonte der Sprecher. Es seien keine Gefahrstoffe ausgetreten. Alle gelöschten Container seien unbeschädigt gewesen und an einen sicheren Lagerplatz an Land gebracht worden.

Auf einem Deck des Frachters, auf dem rund 70 Neuwagen standen, hatten die Flammen nach Angaben der Feuerwehr etwa 30 Autos zerstört. Rund 200 Feuerwehrleute waren viele Stunden im Einsatz, um den Brand zu löschen. Es sei ein ganz besonders gefährlicher Einsatz gewesen, bestätigte ein Feuerwehrsprecher - allerdings nicht wegen der radioaktiven Stoffe, sondern wegen der Hitze an Bord. Die Farbe an der Außenhaut habe bereits Blasen geschlagen. "Schiffsbrände sind immer die größte Gefahr für Feuerwehrleute", sagte Sprecher Martin Schneider. Die Einsatzkräfte hätten aber rechtzeitig erfahren, dass Container mit radioaktivem Material oben an Deck standen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: